Beredtes Schweigen in Berlin
Die Bundesregierung („Menschenrechte!“) schweigt zu mörderischer Staatsgewalt an Demonstranten in Bangladesch. Mit dessen Regierung kooperiert Indien, um den Einfluss Chinas zurückzudrängen – auch im Interesse Berlins.
Mit kaltem Schweigen quittiert die Bundesregierung, die sich sonst gern als Hüterin der Menschenrechte in aller Welt in Szene setzt, die mörderische Niederschlagung der jüngsten Proteste in Bangladesch. Offiziellen Angaben zufolge sind bislang rund 200 Regierungsgegner durch die Gewalt von Polizei und Militär zu Tode gekommen. Beobachter rechnen mit erheblich höheren Opferzahlen. Zudem haben die Repressionskräfte viele Tausende festgenommen. Premierministerin Sheikh Hasina, deren Sturz inzwischen immer entschlossener gefordert wird, kooperiert seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2009 mit Indien und wird daher von dessen Regierung offen unterstützt. New Delhi erhofft sich davon größeren Einfluss rings um den Indischen Ozean und will zudem China zurückdrängen, das zum bedeutendsten Handelspartner Bangladeschs aufgestiegen ist. Darin treffen sich seine Interessen mit denjenigen Deutschlands und des gesamten Westens. Indiens Regierung hat die blutige Gewalt der mit ihm loyal verbündeten Regierung von Premierministerin Hasina zu einer „inneren Angelegenheit“ Bangladeschs erklärt; das schließt öffentliche Kritik aus. Berlin hält sich daran und schweigt.