Globale Ökonomie, Militarisierung und Nachhaltigkeit
Im Mai 2010 erfolgte der Rücktritt des damaligen Bundespräsidenten Köhler nach negativen Reaktionen auf eine unbedachte Äußerung. Er hatte sich nach einem kurzen Zwischenstopp in Afghanistan gegenüber einem Journalisten sehr behutsam dahingehend geäußert, dass militärische Einsätze auch notwendig sein könnten, um z.B. freie Handelswege zu sichern, damit keine wirtschaftlich negativen Rückwirkungen für Handel, Arbeitsplätze und Einkommen in Deutschland entstünden. Aus heutiger Sicht verwundert die damalige Empörung über eine inzwischen in der deutschen Politik gängige Sichtweise, wenngleich eher verklausuliert mit Floskeln wie die von „weltweiter deutscher Verantwortung“. Vertreter der deutschen Industrie sind hingegen eindeutiger. So äußerte sich BDI-Präsident Kempf am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz 2020 eindeutig mit Verweis darauf, dass 61% der Industriearbeitsplätze vom Export abhängig seien und deshalb die deutsche Exportwirtschaft durch militärische Aufrüstung geschützt werden müsse, um damit Handelswege militärisch abzusichern.