Ich wurde gerade gefragt, wie der Neokolonialismus funktionert. Der ist ja der Grund für die Flüchtlinge in den Booten auf dem Mittelmeer. Deshalb mal eine einfache Erklärung.
Die Nummer läuft in etwa so:
Damit man Produkte herstellen kann und Kraftwerke betreiben, braucht man Rohstoffe. Die Rohstoffe sind zu einem grossen Teil auf dem afrikanischen Kontinent.
Dort sind sie jedoch nicht überall; sie sind im speziellen in Zentralafrika (z.B. in der Republik Kongo) und in der Sahel-Zone (z.B. Niger, Mali) zu finden. Die Sahel-Zone ist das Band südlich der Sahara.
Nun wollen die Europäer möglichst nichts für die Rohstoffe bezahlen. Früher mussten sie das auch nicht, weil sie ja mit Militär eingefallen sind, die Völker dort versklavt hatten, und die Staaten als Kolonien besetzt. Die Zeit des Kolonialismus ist jedoch zuende.
Heute geht das aber verdeckt im Neokolonialismus weiter. Der Trick ist grob folgender:
Die Rohstoffländer werden ökonomisch in Abhängigkeit gehalten. Sie bekommen die Währung Euro aufgedrückt, z.B. mit dem CFA Franc, der direkt am Euro hängt. Wer ausschert, wird militärisch gezwungen. Die Europäer sind somit die Bank.
Die Europäer machen jeweils einen Deal mit einem Mafiaboss vor Ort. Sie sorgen mit ihrem Geld dafür, dass der Präsident wird. Dadurch werden Regierungen verhindert, die sich für das eigene Land einsetzen. Die Regierung ist immer korrupt, und so für die Europäer mit Geld einfach steuerbar.
Die Europäer fördern insgeheim die islamistischen Terroristen, indem sie dafür sorgen, dass diese einen ständigen Nachschub an Geld und Waffen haben. So bleiben die Rohstoffländer politisch instabil, und es kommt ständig zu Scharmützeln.
Nun bestechen die Europäer den Mafiaboss, und holen die Rohstoffe, ohne wirklich etwas dafür zu bezahlen. Die Bestechungssumme ist um Kategorien kleiner als der Marktpreis. Das ist dem Mafiaboss egal, weil der Preis ja an die Staatskasse ginge, wovon er nichts hat. Das wären Milliarden. Und so ist er Millionär, weil er mit Millionen (also einem Tausendstel) bestochen wird.
Für die Leute, die in den Rohstoffländern wohnen, sieht es entsprechend düster aus. Ihre Länder sind korrupt und bettelarm. Es wird ständig geschossen. Sie wollen da weg.
Das betrifft auch Nachbarländer, die keine Rohstoffe haben. Da kümmert sich zwar keiner, aber die bleiben sowieso arm. Als die Kolonialherren weg sind, hatten sie das Land komplett ausgesaugt, weil sie ja die Jungen und Gesunden als Sklaven verkauft haben – es gab ja keine Rohstoffe, also wurde so Geld gemacht. Das heisst, die Nachbarn bleiben arm, sie kriegen aber die von den Europäern geförderte Korruption und die Terroristen mit ab aus den Nachbarländern, die rohstoffreich sind und deshalb ausgebeutet werden.
Die Leute, die aus all dem Elend abhauen wollen, wissen, sie können nur nach Europa, wo ja das ganze Kapital hinfliesst mit den Rohstoffen. Sie machen sich also auf, und folgen den Rohstoffen aus Afrika nach Europa. Die Flüchtlingsströme bewegen sich entsprechend von Süd nach Nord.
Das Land Mauretanien wird stabil gehalten von den Europäern. Der Grund ist, es hat eine Küste. Denn die Rohstoffe aus der Sahel müssen abtransportiert werden. Der neue Hafen ist von einer chinesischen Firma gebaut worden. Mauretanien hat den Zusatzvorteil, dass es eine islamistische Terrordiktatur ist wie Saudi Arabien. So hat man Nachschub für junge Islamisten und man hat Finanzierung für Islamisten, die in den Rohstoffländern ja gebraucht werden, um das Land instabil zu halten.
Mauretanien ist zugleich einer der letzten Absatzmärkte für Sklaven. Es ist die grösste noch bestehende Sklavenhaltergesellschaft der Welt. 20% der Bevölkerung dort sind Sklaven. Die Regierung von Mauretanien wird gefördert von den Europäern, damit das so bleibt. Offiziell gibt es keine Sklaverei mehr, falls Medien hinschauen. Aber die schauen nie nach Mauretanien, ist nur eine Sicherheitsmassnahme.
Die Flüchtlinge aus dem Süden müssen durch den Norden Afrikas auf ihrem Weg nach Europa. Auf einer Hauptroute liegt Libyen. Von da kommt man direkt oder über Tunesien nach Italien. Also finanziert die EU Konzentrationslager in Libyen, die dafür da sind, die Flüchtlinge abzufangen. So kommen weniger Flüchtlinge bis an die Küste. Die Flüchtlinge flüchten also vor den Mafiagruppen in Libyen, die seit dem Sturz Gaddafis an der Macht sind, um ihr Leben. Die jagen sie nämlich, finanziert von der EU, und wenn sie sie erwischen, dann endet man halt im Bordell oder im Sklavenhandel z.B. nach Mauretanien. Die, die es da wegschaffen, und auf Boote nach Italien, wollen auf keinen Fall nach Libyen zurück, weil sie wissen, was ihnen dort blüht. Sie ziehen deshalb ein Schlauchboot auf dem offenen Meer den Zuständen in Libyen vor, die sie ja erlebt haben. Man findet praktisch niemanden, der bereit ist, nach Libyen zurück zu gehen. Lieber riskieren die Leute ihr Leben, als nochmal in diese Zustände zurück zu müssen.
Man kann auch ganz offiziell den Flieger nehmen aus den Städten in der Sahel nach Europa. Das gibt's aber nur für Weisse und für Regierungsvertreter. Für den Pöbel gibt es keine Flüge. Da wird vorher geschossen.
Da die Leute, die versuchen aus Libyen wegzukommen, so verzweifelt sind, dass sie sich mit Nussschalen aufs offene Meer wagen, sagt nun Sea Watch, die kann man da nicht einfach absaufen lassen. Denn genau das macht die EU: zum einen hat sie Frontex, die das auch mal direkt machen. Aber da schauen oft die Medien hin. Also bezahlt die EU gerne die verschiedenen Mafiagruppen in Libyen dafür, dass sie sich um die Menschen auf den Booten “kümmern” – sprich, sie werden eingefangen und versklavt, oder auch gleich ermordet, wenn's grad kein Geld bringt. Sea Watch sagt, die Menschen kann man nicht einfach im Mittelmeer ersaufen zu lassen, sammelt sie ein, und bringt sie an Land. Und natürlich nicht in Libyen, sondern z.B. in Italien. Denn die Leute würden lieber sterben als nochmal nach Libyen zu gehen. Und Sea Watch weiss, dass sie die Leute ins Elend stürzen, wenn sie sie nach Libyen fahren. Libyen war mal das am meisten entwickelte Land Afrikas. Aber Gaddafi wollte den CFA Franc weghaben, und die in 1) erläuterte ökonomische Abhängigkeit auch der Sahel-Länder aufheben helfen, damit sich Afrika entwickeln kann. Dafür musste er sterben, und sein Land wurde zurück in die Steinzeit gebombt. Da kommen die Zustände heute her.