Paradise und Parasiten
Wie schon vor einiger Zeit die Panama-Papers, sind auch die Paradise-Papers zwar viel besser als Nichts, aber wohl doch wieder nur ein “limited hangout” – die skandalisierende Sichtbarmachung der Spitze eines Eisbergs, der schon lange bekannt ist, aber weiter fröhlich vor sich hintreiben kann. In seiner ganzen Verachtungswürdigkeit und Niedertracht zeigt sich in diesem Zusammenhang die Ideologie der Springer(stiefel)presse in der gestrigen “Bild”-Schlagzeile Sind die kleinen Leute wirklich ehrlicher als die Reichen? – sowie in der Verteidigung des parasiätren Raubrittertums in der “Welt”: Es ist gut, dass es Steueroasen gibt. In “Die ganze Wahrheit über alles” haben wir “Steuern und Steueroasen” ein Kapitel gewidmet und auch die eigentlich sehr einfachen Lösungen skizizziert, wie man diese Raubritterburgen der Neuzeit schleifen kann. In Frankreich brauchte es 1789 eine blutige Revolution, um Adel und Klerus zu Steuerzahlungen zu zwingen, um dem heutigen Finanzadel an die Brieftasche und an den Briefkasten zu gehn, braucht es hingegen nur ein paar Daumenschrauben: ein internationales Finanzkataster, das die Besitzverhältnisse von Wertpapieren eindeutig registriert. Standorte, die sich weigern, dieser Registrierungspflicht nachzukommen, werden so lange mit Strafzöllen auf ihre Transaktionen belegt werden, bis sich ihre Geheimnistuerei nicht mehr rechnet.