Die Darstellung, die SPD sei schon immer die Verräterpartei gewesen, ist falsch
Mancher behauptet hier gar eine historische Kontinuität. Eine solche Kontinuität besteht jedoch nicht. Und Mehrheitsbeschaffer für Hitler waren die sogenannten bürgerlichen Parteien, das wären heute CDU/CSU, FDP und grosse Teile der Grünen (die Kretschmann-Ecke). Aber auch den Bürgerlichen würde ich heute den Fehler nicht mehr nachtragen wollen, den ihre Vorläufer mit Hitler gemacht haben. Sonst kannst Du ihn gleich noch der “AfD” anhängen, weil die bürgerlich sein will (und erschreckenderweise auch zu einem viel zu grossen Teil ist). Aber nicht einmal das wäre gerechtfertigt.
Das Problem mit der SPD ist gerade nicht, dass sie etwa immer schon so gewesen sei – sondern das Problem begann in Deutschland mit dem Lambsdorff-Papier.
Diese Wende innerhalb der FDP war die Wende zum Schlechteren in der deutschen Politik*. Ihr schloss sich zunächst – aus Machtkalkül – CDU-Chef und Bundeskanzler Helmut Kohl an. Aber Kohl hatte offensichtlich gar nicht vor, den Neoliberalen das Feld zu überlassen. Deshalb wurde er schliesslich durch die neoliberale Ikone Deutschlands ersetzt:
Durch Angela Merkel.
Parallel dazu vollzogen die Neoliberalen über ihre fünfte Kolonne innerhalb der SPD, den sogenannten “Seeheimer Kreis”, die Machtübernahme über die Sozialdemokraten. Denn ganz im Gegensatz zu Deiner Darstellung war die SPD das grösste Problem der Neoliberalen. Wie auch im neoliberalen Vorbildland England, so musste es hier gelingen, die Führungsspitze gegen Anti-Sozialdemokraten auszutauschen, die diese Partei umdrehen und damit auf lange Sicht in den Bankrott führen, den wir heute beobachten.
Bei den Grünen lief es anders. Diese Partei, gegründet durch einen Deal der Friedensbewegung mit der Umweltbewegung, wurde von Figuren wie Joseph Fischer an US-Kriegspolitik verkauft. Die neoliberale Übernahme lief deshalb zweigleisig: zum einen liessen sich mit den etablierten “Realos” Geschäfte machen wie mit allen machtgeilen Korrupten in der Politik (Sehr treffend zum Thema: Uta Köbernick). Und so kam, was kommen musste: über die Atlantikbrücke spannen die US-Neoliberalen aus der Clinton-Ecke den Bogen bis hinein in die nun olivgrüne Partei-Doppelstumpfe der “Grünen”.
Die gute, alte Tante SPD jedoch ist praktisch erledigt. Erledigt von den Total- und Dauerversagern der Kategorie Steinmeier und diesem absolut lächerlichen Chulz. Was für Zeiten waren es noch, als Brandt und Wehner mit Feuer für soziale Gerechtigkeit gestritten haben – den einen kennt die SPD nur noch als Statue, den anderen hat sie ganz vergessen. Wollen.
Sogar für einen Konkurs ist es nun bald zu spät.
* wer nicht glauben mag, dass man sogar die FDP mal wählen könnte, dem seien die Freiburger Thesen ans Herz gelegt