Der postfaktische Dreiklang: “CO2-freie, bezahlbare und verlässliche Atomenergie”
Schon im Mai 2011 hatten US-amerikanische PR-Agenturen im Auftrag der Atomlobby die sozialen Medien mit ihren Inhalten geflutet. Unter großem Applaus wurde diese beachtliche Leistung 2012 bejubelt und mit PR-Preisen bedacht. Die wichtigste Auszeichnung in der Welt der PR ist die sogenannt Sabre Award. Den Preis für „Überragende Leistungen im Reputationsmanagement“ wurde 2012 für eine besondere Leistung vergeben: “And the winner is ... Burson-Marsteller and Nuclear Energy Institute NEI“ intonierte der Laudator und setzt zu einer befremdlich-empathischen Rede an [1]. Nach dem mehrfachen Super-GAU von Fukushima seien viele Menschen verunsichert und würden die Atomenergie kritisch sehen. Also mussten Antworten kreiert werden - nicht nur für die besorgten Bürger, sondern, viel wichtiger, für die Medien, die mit servierfähigen Formulierungen versorgt werden mussten.
Einige Video-Dokumente aus dieser Zeit gibt es noch im NEI-youtubekanal zu bewundern. Kristin Zaitz, eine junge, sympathische Atomingenieurin rezitiert betont unaufgeregt Texte zur Sicherheitskultur und der grundsätzlichen Notwendigkeit von Atomkraft – hübsch zurecht gemacht vor dem Schriftzug „Clean Energy for the Future“ [2]. Sie ist Mitglied bei „Women in Nuclear“ – einem Lobbyverband, der mit „emotionaler Intelligenz“ die antinukleare Hälfte der Menschheit auf Kurs bringen will [3]. Zur Laufzeitverlängerungswahl 2009 gründete der Verband sogar einen deutschen Ableger [4]. Ein echter PR-Kracher ist allerdings die Organisation „Mothers for Nuclear“ [5]. Zaitz ist hier Mitbegründerin und versichert, dass sie sich aus reiner Besorgnis um die Umwelt engagieren würde und keineswegs, weil sie von der Atomindustrie bezahlt werde (sie arbeitet als leitende Ingenieurin im umstrittenen kalifornischen Atomkraftwerk Diablo Canyon).