Richard Dawkins interviewt Wendy Wright, Chefin der “Concerned Women for America”
Ich dachte, so eine Diskussion kann interessant sein, ähnlich vielleicht wie die zwischen Richard Dawkins und Rowan Williams in Oxford. Tatsächlich sind die intellektuellen Schmerzen jedoch überwältigend, die Wright mit ihrer unglaublichen Ignoranz auslöst.
Ich muss dazu sagen, ich habe Freunde, die Christen sind. Als Agnostiker hat man da keine grossen Probleme – ich selbst bin zwar völlig areligiös, mische mich aber sonst nicht in die religiösen Ansichten meiner Freunde ein. Das ist ja schliesslich jedermanns Privatsache, wie man dazu steht. An meiner regelmässigen Kritik an der katholischen Kirche kann man erkennen, dass ich durchaus schonungslos mit Organisationen umgehe, wenn diese Verbrechen begehen. Und die katholische Kirche ist eine Organisation, die geradezu unglaublich viel auf dem Kerbholz hat. Ehrlich gesagt bin ich froh, nicht katholisch zu sein, das wäre mir heutzutage peinlich, was inzwischen regelmässig ans Tageslicht kommt. Aber auch der katholische Glaube ist Privatsache der Leute, die ihn bevorzugen – das eine ist die Organisation, das andere der Glaube von Leuten.
Wendy Wright jedoch ist eine Klasse für sich. Sie erinnert mich die ganze Zeit an die Parabel mit Galileo Galilei, in der jener vor den Kirchenfürsten steht und sie bittet, doch einfach selbst durch's Fernrohr zu schauen. Ich habe das immer für ein Geschichtchen gehalten (die Story ist ja nicht historisch belegt). Aber Wright scheint es geradezu darauf abgesehen zu haben, zu beweisen, dass man so viel Ignoranz tatsächlich in der Praxis aufweisen kann.
Deshalb mal an die mitlesenden Christen: wenn ein Schöpfer dieses Universum geschaffen hat – und das ist ja möglich, die Naturwissenschaft nimmt keinen an, aber sie beschäftigt sich ja im Grunde gar nicht mit dieser Frage, sondern eben (falls es einen gibt) mit der Schöpfung und nicht mit dem Schöpfer. Wenn es also einen gibt, so hat jener:
entweder die Welt gerade so erschaffen, dass sie mit der naturwissenschaftlichen Methode erscheint, als habe eine Evolution stattgefunden, und die Evolution dann aktiviert
oder aber die Evolution ist sein Mittel, wie er die Schöpfung durchführt
Denn die Evolutionstheorie ist inzwischen nicht mehr nur tausendfach evident, sondern sie ist sogar mit einem nachvollziehbaren Experiment bestätigt.
Es gibt auch die Möglichkeit, dass es keinen Schöpfer gibt. Und als Agnostiker werde ich solange Ockhams Rasiermesser anwenden und annehmen, dass es keinen gibt, bis Evidenz für sein Vorhandensein vorliegt. Die Christen dürfen das anders sehen, und an ihn glauben – wie gesagt, habe ich damit nicht das geringste Problem. Aber bitte, wenn es naturwissenschaftliche Erkenntnis gibt, dann darf man sich dieser doch nicht verschliessen. Tut man es doch, erscheint man so dumm und vernagelt wie Wright.