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Guy Verhofstadt and Alexis Tsipras plenary speech on GreeceGriechenland, aber auch Frankreich müssen endlich damit aufhören, mit Deutschland zu verhandeln, als wollten die Deutschen einen Kompromiss

Die “unsichtbare Superdiktatur”? Die Diskussion ist viel schwieriger, als es der Autor glauben machen will

“Verschwörungstheorien” müssen gut belegt sein, und dürfen nicht alles auf einmal erklären wollen. Dann können sie auch überzeugen. Außerdem müssen andere Faktoren in die jeweilige Theorie mit “hineingerechnet” werden, allem voran die Dynamiken der Märkte und des Geldes (die sowohl positiv als auch negativ ausfallen können). Nur die Mächtigen zu kranken, aber allmächtigen Teufeln zu erklären, die das “gute” Volk ausbeuten führt jedenfalls in die Irre und nach Rechts.

Den Debattenbeitrag gibt's hier. Tatsächlich ist die Diskussion jedoch viel schwieriger, als es der Autor glauben machen will.

Denn “Verschwörungstheoretiker” oder “Truther” werden verwendet wie “Ketzer”. Sie sind Kampfbegriffe, um jeden in der öffentlichen Diskussion zu diskreditieren, der das Narrativ der Macht nicht mittragen will, und anzweifelt, was nicht angezweifelt werden darf.

Das TINA-Prinzip, die Alternativlosigkeit, soll überall in der öffentlichen Diskussion vorherrschend sein. Was könnte dazu praktischer sein, als wieder die Ketzerei gesellschaftlich zu ächten? Die Ideologien des marktradikalen, kriegsgeilen Neoliberlismus und Neokonservativismus unterscheiden sich hier in nichts von jeder anderen Religion.

Da kommt die Flut von Vorwürfen der angeblichen “Verschwörungstheorien” her.

Setzen wir dem Artikel mal entgegen: selbstverständlich wird die Welt von einer kleinen Machtelite beherrscht. Das war historisch immer so. Und es wird vermutlich auch so bleiben.

Die Demokratien wurden gerade zu dem Zweck gegründet, das aufzuweichen. Sie haben zum Ziel, die Welt zu befrieden, indem der Ausgleich im politischen Diskurs passiert, bevor die Mächtigen ihre Konflikte wieder zum Schaden der Völker militärisch austragen.

Eine Welt, in der wieder mehr und mehr Krieg geführt wird, belegt nichts anderes als das Scheitern der Demokratien. Sie belegt, dass wieder mächtige Zirkel übernommen haben, die es nicht einsehen, dem demokratischen Prozess zu folgen, sondern wieder mit Gewalt ihre Ziele zu erreichen suchen.

Und die Postdemokratie, das Degradieren des demokratischen Prozesses zur Puppenkiste, ist nichts anderes als das sichere Zeichen, dass genau das passiert. Denn wer degradiert hier, und wer hält die Fäden nun wirklich in der Hand?

Absurd ist, hierbei Verschwörungen zu bestreiten – genauso absurd nämlich, wie alles auf Verschwörungen zurück zu führen.

Verschwörungen gab es immer in der Geschichte, und wird es immer geben. Es wird überall, wo Politik gemacht wird, intrigiert, was das Zeug hält. Wie albern und naiv ist es da, jeden, der darauf hinweist, gleich als Ketzer (“Verschwörungstheoretiker”) zu brandmarken!

Deshalb gibt es trotzdem nicht eine einzige Machtgruppe, die alle Fäden zieht. Noch nicht. Immer noch treten verschiedene Gruppierungen gegeneinander an.

Und es haben sich auch nicht immer alle Mächtigen verschworen. Sondern man muss schon genau hinschauen, um zu erkennen, wo eine Verschwörung ist und wo nicht (und manchmal sieht man es erst einmal gar nicht, weil Verschwörungen schliesslich immer konspirativ sind).

Es gibt einen klaren Hinweis, wann es vermutlich keine Verschwörung gibt:

Wenn nämlich die Interessen der Mächtigen sowieso in eine Richtung deuten, so wird in diese Richtung immer auch ohne jede Verschwörung agiert. Man kennt sich zwar, aber weshalb soll man absprechen, was jeder im Rahmen seiner Interessen sowieso wahrnimmt, was jeder sowieso aus eigenem Antriebe macht? Hier sind Verschwörungstheorien albern.

Interessant finde ich den Effekt, dass der Vorwurf des “Verschwörungstheoretikers” (aka der der Ketzerei) selbst zum Verbreiten wirklich absurder Verschwörungstheorien beiträgt. Die “Mondlandungslüge”, die “Impflüge”, die “Chemtrails”, all dieser für einen aufgeklärten Menschen offensichtliche Blödsinn profitiert davon, dass jeder, der auf reale Probleme hinweist, sofort als Ketzer diskreditiert wird. Denn schliesslich werden solche Leute dann auf dieselbe Stufe mit den Spinnern gestellt – das erniedrigt sie zwar, erhebt aber die Spinner gleichermassen.

Wie bei jeder vorherrschenden Ideologie, so wird auch beim Neoliberalismus und Neokonservativismus die Wahrheit immer zuerst als Ketzerei bezeichnet. Und damit erhält sie denselben Status wie die Spinnerei.

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