“Sicherheitszone” in Syrien: Annexion unter dem Mantel des Wiederaufbaus
Der Machtwechsel in Damaskus im Dezember 2024 hat die Situation in Syrien fundamental verändert. Nach einer unerwarteten Blitzoffensive von Oppositionskräften unter der Führung der islamistischen Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) floh Diktator Bashar al-Assad nach Moskau und Ahmed al-Sharaa, vormals bekannt unter seinem nom de guerre, Abu Muhammad al-Jolani, wurde Präsident der Übergangsregierung. Seitdem herrscht ein fragiler Frieden in Syrien, während sich die neue Regierung um Konsolidierung bemüht. Teil ihrer Strategie ist ein außenpolitischer Kurswechsel – und eine weitreichende Öffnung gegenüber dem ‚Westen‘ sowohl auf diplomatischer als auch vor allem auf wirtschaftspolitischer Ebene. Europa, die USA und die Golfmonarchien erkannten die Übergangsregierung – trotz ihrer Geschichte als Ableger al-Qaidas und weiter bestehender Einstufung als terroristische Vereinigung – zügig an. Sie begannen, die Beziehungen zu normalisieren und hoben zuletzt auch erst das US-, dann das europäische Sanktionsregime auf. Doch der engste Bündnispartner al-Sharaas ist Syriens nördlicher Nachbar: Türkiye hielt bereits seit 2017 eine schützende Hand über die HTS, und tatsächlich ist die Position Türkiyes in Syrien unter allen internationalen Akteuren diejenige, die durch die Machtübernahme al-Sharaas am wenigsten beeinträchtigt wurde.