Bitterer Sieg
Julian Assange ist frei — aber der Kampf um die freie Rede hat erst begonnen.
Die Welt hielt den Atem an, als Julian Assange nach 1.901 Tagen Isolationshaft endlich in die Freiheit entlassen wurde. Aber zu welchem Preis? Fast ein Monat ist seit seiner Freilassung vergangen, und schon jetzt ist der qualitätsjournalistische Medienbetrieb zur Tagesordnung übergegangen. Der Fall Assange müsste unser tägliches Mahnmal sein. Es bedarf einer minutiösen Aufarbeitung der Vorfälle. Hierbei handelt es sich in gleicher Weise um einen Jahrhundertskandal des Journalismus und um eine Bankrotterklärung des Westens, der sich gerne als „Wertegemeinschaft“ geriert. Im Buch „1984_(Roman)/1984“ musste der Protagonist Winston Smith gegen Ende der Handlung seine Schuld gegenüber dem „Großen Bruder“ zugeben. Ähnlich wie Julian Assange bekannte er nach langer Folter schließlich eine angebliche Spionagetätigkeit gegenüber dem Staat.