Journalismus auf Bewährung
Julian Assange ist frei, aber der Gerechtigkeit wurde nicht Genüge getan.
Jemand raubt Ihnen 14 Jahre Ihres Lebens, sperrt Sie ein, setzt Sie im Grunde psychischer Folter aus. Dann kommen Sie frei, und den Tätern fällt nichts anderes dazu ein als: „Sie dürfen jetzt gehen.“ Und auch dies wird nur „gewährt“, wenn Sie öffentlich einräumen, doch auch ein bisschen selbst schuld daran zu sein, was Ihnen angetan wurde. Keine Entschuldigung, keine Wiedergutmachung, keine Strafverfolgung für Ihre Peiniger. Und die abschreckende Wirkung auf andere kritische Journalisten besteht unvermindert weiter. Die Öffentlichkeit lernt daraus: Mächtige Menschen können unbequemen Personen so etwas antun und kommen damit durch. Und sie klopfen sich für die erwiesene Gnade noch selbst auf die Schultern, während ihr Opfer sein Leben lang mit dem Trauma wird kämpfen müssen. Kein Wunder, dass Caitlin Johnstone die Freilassung von Julian Assange mit gemischten Gefühlen sieht.