Zwischen Taipei und Beijing
Berlin kündigt Unterstützung für Reformen der Regierung in Guatemala an. Der Hintergrund: Guatemala unterhält diplomatische Beziehungen zu Taiwan, zieht einen Wechsel zu China in Betracht und soll davon abgehalten werden.
Im Kampf um die Sicherung von Einfluss in Lateinamerika gegen das auch dort erstarkende China ist am gestrigen Dienstag der Staatsminister im Auswärtigen Amt Tobias Lindner in Guatemala eingetroffen. Wie die deutsche Botschaft in dem Land mitteilt, gehe es bei Lindners Besuch darum, demokratische Reformen zu unterstützen. In Wirklichkeit sind die westlichen Staaten bemüht, Guatemalas Regierung unter Präsident Bernardo Arévalo von der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu China abzubringen. Guatemala ist das bevölkerungsreichste und wirtschaftsstärkste der verbliebenen zwölf Staaten, die noch diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhalten. Ein Wechsel hin zur Volksrepublik läge für Arévalo nahe, da die in diesem Fall zu erwartenden chinesischen Investitionen Chancen für die Armutsbekämpfung eröffneten. Zudem berichten Experten, Taiwan sei tief in die Korruption in Guatemala verstrickt, der Arévalo gleichfalls den Kampf angesagt hat. US-Spezialisten raten dazu, Arévalos Regierung den Rücken zu stärken und Investitionen aus Taiwan oder westlichen Staaten zu fördern, um für Guatemala einen Wechsel von Taipei zu Beijing unattraktiv erscheinen zu lassen.