>b's weblog

“Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat.” (Rosa Luxemburg)

Niger kündigt Frankreich die fast kostenlose Lieferung von Uran auf und entzieht dem Bergbaukonzern Orano die Lizenz„Stopp Rammstein“ Daniele Ganser, Ramstein Airbase 21.6.24

Die verzagte Zunft

Titelbild

Um nichts Falsches zu sagen, produzieren vormals textstarke Sänger zum großen Teil nichtssagende Lieder — umso mehr lohnt es sich, die Ausnahmen zu betrachten.

Was ist ein Kabarettist? Jüngere Menschen würden diese Frage vielleicht so beantworten: eine Berufsgruppe, die Spott über Oppositionelle ausgießt und damit die Regierungsnarrative stärkt. Dass dies früher mal ganz anders war, wissen nicht mehr alle. Über Liedermacher und Exponenten der deutschen Rock- und Popmusik lässt sich im Prinzip Ähnliches sagen. Der Unterschied ist: Im Gegensatz zum politischen Kabarett haben Künstler des Singer/Songwriter-Genres die Möglichkeit, auszuweichen. Auf Privates zum Beispiel, auf das gehobene Liebeslied und das ästhetische Spiel mit Worten. Wenn es doch mal kritisch sein soll, die Kritik an der gegenwärtig herrschenden Politik jedoch in Zeiten von Cancel Culture zu gefährlich erscheint, bietet sich Kritik an Unrechtsregimen der Vergangenheit an. Oder — derzeit besonders beliebt — an „Rechten“. Damit signalisiert man gegenüber Publikum und Presse politisches Engagement, ohne die wirklich heißen Eisen anpacken zu müssen. Das Schaffen der textstarken Musikszene der letzten Jahre kann deshalb als eine einzige große Ausweichbewegung verstanden wer. „Ich sage besser nichts Präzises, dann sage ich auch nichts Falsches.“ Als Gegenbewegung radikalisiert sich eine dezidiert konservative, migrationskritische Liedermacherszene, die meist unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit bleibt und vielfach über ihr Ziel hinausschießt. Eine wirklich mutige, künstlerisch wertvolle, umfassend humane Gegenwartskultur ist in dieser Gemengelage nicht leicht zu finden. Umso wichtiger ist es jedoch, danach zu suchen.

Den Artikel gibt's hier.