Deutschland: Die Pfandflaschen-Ökonomie
Da die Politik unfähig scheint, allen ein existenzsicherndes Einkommen zu garantieren, greifen immer mehr Menschen zu einer entwürdigenden Form der Selbsthilfe.
Wohlstand für immer weniger Menschen — dies war nicht ganz die Vision, die Ludwig Erhard für die Bundesrepublik Deutschland entwickelt hatte; es beschreibt aber die aktuelle Situation in unserem Land recht gut. Anstatt die Gelegenheit zu bekommen, ihr Geld zu verdienen, sind Menschen immer häufiger auf Almosen, also auf Geschenke karitativer Einrichtungen angewiesen. Und auch das klappt nicht immer reibungslos. Die „Tafeln“ sind so überfüllt, dass sie nicht mehr jeden Bedürftigen annehmen. Für viele bleibt dann noch eine stressige, unbefriedigende und überdies unhygienische „Beschäftigung“ als Flaschensammler. Ein Job kann aber gar nicht so mies sein, dass nicht auch hier Konkurrenzdruck auf den Betroffenen lasten würden. Und einige Politiker wollen ihnen die ohnehin kargen Einkünfte auch noch durch schikanöse Regularien erschweren. Ein Text zur Sonderausgabe „Armut in Deutschland“.