«Schule – ohne mich» – Kinder sind Geschädigte
Die Zahl der Schüler*innen, die den Unterricht verweigern, ist seit Corona massiv angestiegen. Und immer häufiger sind es auch jüngere Kinder, die der Schule den Rücken zukehren. Warum? Eine Spurensuche.
Viele Fragen, viele Antworten. Eine Antwort davon lautet: «Bindung». Oder genauer: fehlende Bindung. «Seit Covid fühlen sich mehr Schüler und Schülerinnen von der Schule abgekoppelt. Der Kontakt zu Freunden, die Beziehung zu Lehrern… all das hat sich in den beiden Jahren gelockert», weiss Samuel Geissdörfer. «Und ohne eine emotionale Beziehung», ist er sich sicher, «ist lernen für Kinder sehr schwierig.»
Stefan Werner, der Schulleiter der Timeout-Klasse, webt täglich an den Fäden, die «seine» Mädchen und Jungen wieder gefühlsmässig ans Schulleben binden sollen. Deshalb drückt er Fabio aufmunternd die Schulter, wenn der maulend sein Arbeitsblatt zur schrilichen Multiplikation bearbeitet, deshalb wuschelt er den Kleinen ab und an liebevoll durch die Haare, sägt in der Werkstatt gemeinsam mit den Kids, kocht mit ihnen, wandert mit ihnen, lacht mit ihnen. «Seit Corona, gibt es enormen Stress und Fluktuation in den Schulen», sagt er. «Kommt diese Unruhe noch auf bestehende Probleme der Kinder obendrauf, ist das für manche der Einstieg in den Ausstieg.» Schwänzen, schlechte Noten, fehlender Schulabschluss: die Dreifaltigkeit eines schwierigen Start ins Erwachsenenleben.