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Honeckers Weihnachtsansprache 2020Spuren in die Schweiz: “AfD”-Mann beschaffte Waffen für Neonazis

Ideologiekritik des neoliberalen Begriffs des “Verschwörungstheoretikers”

Es geht bei der Verwendung von sprachlichen Mitteln wie “raunen”, “Verschwörungsmythen” und auch klassisch “Verschwörungstheoretiker” um das Verächtlichmachen des Gesprächsgegners. Bis vor kurzem wurden so Personen verächtlich gemacht, die an den Lügengeschichten des “War on Terror” gezweifelt haben. Heute trifft es die Gegner der Corona-Regierungsmassnahmen.

Ich sage “Gesprächsgegner” statt “-partner”, weil Personen, die in einem Gespräch den Anderen verächtlich machen, diesen keinesfalls als interessanten Gesprächspartner wahrnehmen, von dem man etwas lernen kann, sondern als Gegner mit der “falschen Meinung”, den man besiegen muss.

In der aktuellen Diskussion wird zudem das Meinungsspektrum auf eine Dichotomie verengt. Denken in Dichotomien ist eines der typischen Anzeichen für totalitäre Ideologie.

Man kann es in den Medien wie in Diskussionen beobachten: “die Wissenschaft” soll eine Einheit sein, und sie wird durch einen Führer vertreten. Der wissenschaftliche Diskurs, der echte Wissenschaft gerade ausmacht, wird abgelehnt. Der Anspruch der “Wissenschaftlichkeit”, der erhoben wird, geht mit der Ablehnung all dessen einher, wie Wissenschaftstheorie ihren Topos beschreibt. Man nennt diese Ideologie Scientismus. Es wird dann klassisch auch Scientokratie eingefordert, die vermeintliche “Herrschaft der Wissenschaft”. Ihre Umsetzung soll aus einer Technokratie bestehen.

Menschen, die einer solchen Ideologie anhängen, halten sich selbst für höchst rational. Da sie jedoch über keine sinnvolle Epistemologie und insbesondere auch über keine brauchbare Wissenschaftstheorie verfügen, versagen sie völlig im wissenschaftlichen Anspruch.

Was Prof. Schrappe zu recht kritisiert, ist methodisches Versagen. Dieses methodische Versagen ist nicht auf Methodeninsuffizienz zurück zu führen, sondern auf theoretische Mängel: die Notwendigkeit für methodische Genauigkeit wird nicht erkannt, solange “die Zahlen” den eigenen Bias bestätigen.

Wenn man so will, kann man die Auswirkung von Scientismus als institutionalisierten Confirmation Bias zutreffend beschreiben. Er lässt sich allenthalben beobachten.