“Wegen” oder “mit” COVID-19?
Wie Prof. Christian Karagiannidis, der Sprecher des “Intensivregisters”, gegenüber Telepolis mitteilt, zeichne sich mittlerweile ein deutlicheres Bild der tatsächlichen Verteilung der Patienten auf den Intensivstationen ab. Er schätzt, nachdem er Rückmeldungen vieler deutscher Intensivstationen erhalten habe, dass mehr als 90 Prozent der coronapositiven Intensivpatienten “wegen” COVID-19 behandelt werden müssen und aufgrund dieser Virusinfektion sehr ernsthaft erkrankt sind.
Weniger als 10 Prozent der positiven Fälle auf den Intensivstationen, so Karagiannidis, der als Lungenfacharzt an der Lungenklinik Köln-Merheim tätig ist, würden hauptsächlich wegen anderer schwerwiegender Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlagfall behandelt und seien zusätzlich auf COVID-19 positiv getestet worden. Aber selbst diese Patienten unterlägen aufgrund der Coronainfektion einem signifikant erhöhten Mortalitätsrisiko.
Den Bericht gibt's hier. Die Aussage ist schon erstaunlich. Das bedeutet ja, dass einerseits 90% der Patienten auf einer Intensivstation nach Plan dort sind – und dass man jederzeit problemfrei auf Intensivbehandlungen verzichten kann oder sie zumindest wochenlang verschieben. Als ob eine Intensivbehandlung fast immer nur geplant notwendig sei. Andererseits bedeutet es, dass man zwar Kapazitäten frei hat, aber wissentlich Patienten, die es brauchen können, eine Behandlung verwehrt.
Die Aussagen sind schon bemerkenswert. Falls jemand unter meinen Lesern auf einer Intensivstation arbeitet, ist das wirklich so, dass wenn 90% der Patienten nicht aufgenommen werden können, dass das erstmal nichts ausmacht? Ich dachte immer, auf die Intensive kommt man vor allem dann, wenn nichts anderes mehr geht…