In den Nachdenkseiten analysiert der Soziologie Rudolph Bauer die “Scheuklappen des Antifaschismus”
Nur greift seine Analyse zu kurz. Warum? Weil man Antifaschisten sehr leicht erkennen kann. Diejenigen, die sich so nennen, und gegen “Corona-Leugner” agitieren, sind keine. Sie heucheln das nur. Antifaschisten verbindet, dass sie sich gegen Faschismus engagieren. Was macht den Faschismus aus? Lassen wir Benito Mussolini und Gioacchino Volpe, die Faschismus-Erfinder, zu Wort kommen:
Il fascismo vuole lo stato forte, organico e al tempo stesso poggiato su una larga base popolare. Lo stato fascista ha rivendicato a sé anche il campo dell'economia e, attraverso le istituzioni corporative, sociali, educative da lui create, il senso dello stato arriva sino alle estreme propaggini e nello stato circolano, inquadrate nelle rispettive organizzazioni, tutte le forze politiche, economiche, spirituali della nazione. Uno stato che poggia su milioni d'individui che lo riconoscono, lo seritono, sono pronti a servirlo, non è lo stato tirannico del signore medievale. Non ha niente di comune con gli stati assolutistici di prima o dopo l' '89. L'individuo nello stato fascista non è annullato, ma piuttosto moltiplicato, così come in un reggimento un soldato non è diminuito, ma moltiplicato per il numero dei suoi camerati. Lo stato fascista organizza la nazione, ma lascia poi agl'individui margini sufficienti; esso ha limitato le libertà inutili o nocive e ha conservato quelle essenziali. Chi giudica su questo terreno non può essere l'individuo, ma soltanto lo stato. […]
Der Faschismus will, dass der Staat stark und organisch ist und sich gleichzeitig auf eine breite Volksbasis stützt. Der faschistische Staat hat auch den Bereich der Ökonomie für sich beansprucht, und durch die von ihm geschaffenen korporativen, sozialen und Bildungseinrichtungen erreicht der Staatssinn seine extremen Verästelungen und alle politischen, wirtschaftlichen und spirituellen Kräfte der Nation zirkulieren im Staat, innerhalb ihrer jeweiligen Organisationen. Ein Staat, der auf Millionen von Individuen ruht, die ihn anerkennen, ihm dienen, bereit sind, ihm zu dienen, ist nicht der tyrannische Zustand des mittelalterlichen Herren. Sie hat nichts mit den absolutistischen Staaten vor oder nach '89 gemein. Das Individuum im faschistischen Staat wird nicht annulliert, sondern vielmehr vervielfacht, so wie in einem Regiment ein Soldat nicht verkleinert, sondern mit der Zahl seiner Kameraden multipliziert wird. Der faschistische Staat organisiert die Nation, lässt dann aber den Individuen genügend Spielraum; er hat die nutzlosen oder schädlichen Freiheiten eingeschränkt und die wesentlichen bewahrt. Wer aus diesem Grund urteilt, kann nicht der Einzelne sein, sondern nur der Staat. […]
Di fronte alle dottrine liberali, il fascismo è in atteggiamento di assoluta opposizione, e nel campo della politica e in quello dell'economia. Non bisogna esagerare - a scopi semplicemente di polemica attuale - l'importanza del liberalismo nel secolo scorso, e fare di quella che fu una delle numerose dottrine sbocciate in quel secolo, una religione dell'umanità per tutti i tempi presenti e futuri.
Gegenüber den liberalen Lehren steht der Faschismus in absoluter Opposition, und zwar in Politik und Wirtschaft. Wir dürfen – um der aktuellen Kontroverse willen – die Bedeutung des Liberalismus im letzten Jahrhundert nicht überbewerten und das, was eine der vielen Doktrinen war, die in diesem Jahrhundert aufblühte, zu einer Religion der Menschlichkeit für alle gegenwärtigen und zukünftigen Zeiten machen.
Damit steht der Faschismus diametral der Idee der Grundrechte – der Abwehrrechte des Individuums gegen den Staat – gegenüber. Bei den Anti-Lockdown-Demos geht es im Wesentlichen um die Grundrechte. Die Demonstranten lehnen die Einschränkungen der Grundrechte ab und wollen ihre Grundrechte gewahrt sehen. Die Demonstranten setzen sich also explizit gegen eines der Wesensmerkmale des Faschismus ein.
Was können nun Antifaschisten dagegen haben? Sicher nichts. Man muss nicht mit den Lockdown-Kritikern einig gehen. Man kann den Lockdown für gut und richtig halten, und die Lockdown-Kritiker für im Irrtum befindlich. Trotzdem kann man Antifaschist sein. Denn mit dem Lockdown wird zwar ein Wesenskriterium des Faschismus' erfüllt. Andere Kriterien jedoch noch nicht. Und man kann auch als Antifaschist der Meinung sein, einen Lockdown für den Schutz von Menschenleben eine Weile lang zu ertragen. Kritisch begleiten muss man das Ganze als Antifaschist aber: schliesslich ist bereits ein Wesensmerkmal des Faschismus' erfüllt! Antifaschisten liegt das ständig im Magen, sonst sind sie keine. Den Lockdown-Massnahmen unkritisch gegenüber zu stehen, ist für Antifaschisten praktisch unmöglich – keines der Wesensmerkmale des Faschismus ist für einen Antifaschisten leicht zu ertragen.
Wie gehen nun angebliche Antifaschisten vor, die in Wirklichkeit gegen Lockdown-Kritiker agitieren? Schauen wir uns das mal am Beispiel des Propaganda-Organs “Volksverpetzer” an. Man sieht drei wesentliche Interessante Punkte:
Es wird mit “Faktenchecks” über medizinische oder epidemologische Fakten argumentiert. Beispiel:
Durch vermehrte Reisetätigkeit, aber auch durch einen abnehmende Sorgfalt bei der Einhaltung der Coronamaßnahmen liegen die Infektionszahlen deutlich höher als noch vor einer Woche. Beispiel Hamburg: In den letzten 7 Tagen gab es noch 0.8 Fälle auf 100.000 Einwohner, jetzt sind es 4,7. Beispiel Mecklenburg Vorpommern: Hier ist dieser Wert von 0,4 auf 2,4 gestiegen (Quelle). Im Bund legten die absoluten Zahlen der positiven Tests von Woche zu Woche um 25% zu (Quelle).
Dabei fällt auf, dass die Wortwahl (“Faktencheck”, “Fälle” statt Unterscheidung zwischen positiv gestet, infiziert und krank, etc.) exakt der der Regierungspropaganda entspricht. Um das zu bekräftigen, werden Regierungsquellen verlinkt. Der scheinbare “Antifaschist” bezieht sich hier nicht nur auf den Staat, sondern er geht mit dem Staat zu 100% konform, indem er die Sprache der Staatspropaganda wählt – und das ganze zu einem Thema, das mit Antifaschismus nichts zu tun hat.
Lockdown-Kritiker werden verächtlich gemacht. Eine kritische Auseinandersetzung mit ihren Argumenten findet nicht statt. Beispiel:
In Anti-Maßnahmen-, Corona-Verharmloser- und Corona-Verschwörungsideoglen-Gruppen wird regelmäßig viel Unsinn über den Virus, Corona-Experten Dr. Drosten oder Corona-Tests verbreitet, um deren ideologische Weltanschauung mit vermeintlichen Fakten zu untermauern und die Pandemie, die Maßnahmen und die Regierung schlecht zu reden und Zweifel zu streuen. Eine vermeintliche Corona-„Enthüllung“ über Antikörpertests, von der du wahrscheinlich nicht gehört hast zeigt exzellent, wie die Verschwörungsideologen täglich versuchen, Material für ihre Narrative zu fabrizieren.
Auch damit wählt der angebliche “Antifaschist” die Sprache der Staatspropaganda. Er geht jedoch darüber hinaus, und schliesst sich der staatlich gesteuerten medialen Kakophonie des Verächtlichmachens an, und reiht sich so in die Reihen der gleichgeschalteten Propagandisten ein, die eine Diskussion über die Massnahmen mit aller Macht zu verhindern suchen.
Der angebliche “Antifaschist” bekommt dafür Lob und zuspruch aus der Rechten in der Regierung, und äussert öffentlich Freude darüber. Beispiel:
Söder [CSU] gratuliert Volksverpetzer zum Augsburger Medienpreis (Danke!) Wir haben den Augsburger Medienpreis gewonnen! Wahnsinn! Nachdem wir im März bereits als „Blogger*in des Jahres“ vom tollen Team von den Goldenen Bloggern ausgezeichnet wurden (mehr dazu) folgte gestern Abend im Kongress am Park die nächste Auszeichnung: Der Augsburger Medienpreis in der Kategorie „Mut“. Laut der Jury sind wir „stille Helden, die viel Zeit darin investieren, sich allen Widrigkeiten zum Trotz im Rauschen der Informationen zurechtzufinden, und Behauptungen von Fakten trennen.“
Lob und Zuspruch von der staatstragenden politischen Rechten werden also nicht als Gelegenheit zur Reflexion des eigenen Tuns wahrgenommen, sondern im Gegenteil als Bestätigung.
Wir haben es also bei unserem Beispiel mit angeblichen Antifaschisten zu tun, die sich für Themen einsetzen, die mit dem Thema Faschismus nichts zu tun haben, die jede Kritik an Massnahmen zu unterdrücken suchen, die sich gegen ein Wesensmerkmal des Faschismus wendet, und die dafür von der staatstragenden politischen Rechten gerne loben lassen.
Wer nach den wahren Motiven einer Person sucht, die das macht, wird im Antifaschismus nicht fündig – wohl viel eher bei den Personen, die entweder selbst der staatstragenden politischen Rechten nahestehen oder aber verdeckt für den Staat arbeiten, für den sie sich derart gleichgeschaltet mit der sonstigen Staatspropaganda konform und lautstark einsetzen.