Der Blick einer Radikaldemokratin: Daniela Dahns Vermessung des kapitalistisch umgepflügten Ostens
Daniela Dahn leugnet in ihrem Buch „Der Schnee von gestern ist die Sintflut von heute“ nicht, dass manches besser ist dreißig Jahre nach der Wende. Sie will aber nicht „hundertmal Gesagtes“ wiederholen, sondern „hundertmal Verschwiegenes“ zur Kenntnis bringen. Das ist ihr großes Verdienst. Denn was in großen Teilen der Öffentlichkeit weiter unter den Teppich gekehrt wird, ist, dass die Einheit ein skandalöser Enteignungsakt gewesen ist. Das ist so offensichtlich, dass es fast schon peinlich ist, daran erinnern zu müssen. Dahn bringt es mit einer Zahl auf den Punkt: 95 Prozent des volkseigenen Wirtschaftsvermögens sind in westliche Hände übergegangen. Sicherlich legal beziehungsweise legalisiert, was nur den alten Spruch bestätigt, dass man die Frösche nicht fragt, wenn man den Sumpf austrocknet.