Die französische Nationalversammlung schafft die Begriffe “Vater” und “Mutter” ab
Das berichten verschiedene Medien. Es wird Zeit, die Diskussion vom Kopf auf die Füsse zu stellen.
Wir haben nun inzwischen 2019. Da sollte man davon ausgehen, dass sich langsam verbreitet, dass der Mensch ein Primat ist, der Kultur entwickelt. Er ist also ein Lebewesen aus der Ordnung der Primaten, Überordnung der Euarchontoglires, Unterklasse der Höheren Säugetiere, Klasse der Säugetiere, Reihe der Landwirbeltiere, Überklasse der Kiefermäuler, Unterstamm der Wirbeltiere, Stamm der Chordatiere, Überstamm der Neumünder, Domäne der Eukaryoten. Und im Gegensatz zu anderen Lebewesen auf dem 3. Planeten des gelben Zwergs im Orion-Arm der Milchstrasse, den man Erde nennt, entwickeln Menschen immer eine Sprache. Andere Lebewesen auf demselben Planeten bringen auch Exemplare hervor, die sprechen lernen können (so z.b. Graupapageien), aber Menschen entwickeln als einzige rezente Art immer Sprache.
Über die Sprache entwickeln Menschen immer eine Kultur. Der Mensch, er ist ein Kulturwesen, und die Kultur überlagert ganz wesentlich seine Natur. Sie formt den Menschen nicht weniger als seine Natur – aber seine Natur als Primat bleibt dabei immer die Grundlage, die überlagert wird.
Menschen kommen biologisch im wesentlichen in einer geschlechtlichen Dualität vor, nämlich als Männer und Frauen. Darüber hinaus gibt es Intersexualität, also Menschen, die man nicht in eines der beiden häufigen Geschlechter einordnen kann – was verschiedene biologische Ursachen haben kann.
Menschen prägen in der Pubertät eine sexuelle Identität sowie eine sexuelle Orientierung aus. Dabei stellen Homosexualität und Bisexualität Normalfälle dar – sie sind nicht der Regelfall, d.h. sie kommen bei einer Minderheit vor, aber der Anteil ist derart hoch – nämlich laut Befragung bei 9,4 Prozent der Männer und 19,5 Prozent der Frauen – dass man von einem Normalfall sprechen muss. Jede Norm, die diesen Fall nicht beinhaltet, ist weltfremd.
Anders sieht es in der Soziologie aus. Menschen nehmen Geschlechterrollen an, immer. Sie überlagern damit ihr biologisches Geschlecht kulturell. Dabei gibt es viele Variationen; wie üblich in der Kultur gibt es fast nichts, was es nicht gibt. Nennen die Biologen im Englischen das biologische Geschlecht “Sex”, so nennen die Soziologen und Kulturwissenschaftler die kulturelle Geschlechterrolle zur Abgrenzung davon “Gender”. Die Diskussionen darüber sind Legion – leider auch die von zwei verfeindeten Gruppen von Gläubigen durchideologisierte Debatte, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte. Sie langweilt.
Hat ein Kind nun in der Regel eine Mutter und einen Vater? Ja, hat es. Und es gibt keinen Grund, zu den beiden Rollen nicht Mutter und Vater zu sagen. Gibt es Kinder, die von homosexuellen Paaren aufgezogen werden? Ja, gibt es auch. In dem Fall kann ein Kind mal zwei Leute haben, die in der Mutterrolle oder in der Vaterrolle handeln. Augrund der Erfahrung mit Homosexualität bei anderen Landwirbeltieren wie z.B. Pinguinen ist zu überdenken, ob das nicht eine gute Sache ist – wir sind nicht die einzige Art, in der homosexuelle Paare Kinder aufziehen.
Aber ebenso sollten wir noch in der Lage sein, eine Mutter auch so zu nennen, und einen Vater so zu nennen. Es gehört zur Aufklärung dazu, dass man sich bewusst macht, wie ein Sachverhalt aussieht, und dann entsprechend reflektiert, wie man sinnvollerweise damit umgeht. Weshalb soll es denn ein Problem sein, für ein Kind in ein amtliches Formular zwei Väter einzutragen, wenn die die Elternrolle zusammen übernehmen?