Pop-Marxismus
Reinhard Jellen über die Kasteiung im Nachtleben, Pornofilme und Verantwortung
Der lustigste Philosoph ist ohne Zweifel Arthur Schopenhauer. Bei ihm ist das Leben keine Tragödie mehr, sondern nur noch eine bittere Farce. Getrieben von einem unersättlichen Willen zum Leben, der ihnen aber im Endeffekt und mit jedem Tag nur erneut Bitternis, Enttäuschung, Arbeit und Trübsal bringt, sind die Menschen keine tragisch Gescheiterten mehr, sondern jämmerliche und abgestumpfte Wesen. Als Sinnbild für die menschliche Existenz fungiert bei Schopenhauer daher der Maulwurf.
An die bedrückende Laufbahn des blinden Säugers gemahnt auch so mancher Pornofilm, ohnehin ein Genre, welches in Struktur und Machart offensichtlich die Lebensfreude und Wollust von Mitgliedern eines Ruderclubs zum Inhalt hat, der sich ausschließlich aus FDP wählenden Galeerensklaven rekrutiert. Dass es Leute gibt, die es ständig schneller, fester, härter haben wollen, dabei schwitzen, stöhnen und herumschreien, alles geil finden und zugleich ein angestrengtes Gesicht machen, weiß auch ich, seitdem ich im Europa Fachpresse Verlag ein Büro als Auszubildender betreten durfte. All day long the same old song: Zuerst so, dann so, zum Schluss der Schluss und dann geht dasselbe Spiel von vorne los, mehrmals pro Tag, mit verschiedenen Personen in unterschiedlichen Stellungen. Es gab einmal eine Zeit, da kam mir jeder Tag wie ein ewig langer Gang-Bang vor.