Marine Le Pen spricht zu der französischen Linken. Emanuel Macron nicht.
Lassen wir die Umfragen und die Einlassungen der «Politologen» ausser acht, und stellen wir uns den Normal-Linken vor, modellhaft verkürzt. Er hat schlechte Erfahrungen mit der liberalen Wirtschaftsordnung gemacht und noch schlechtere mit «Liberalisierung» und «Reformen». Er ist kritisch gegenüber dem «Markt» und glaubt nicht, dass «Wettbewerb» alle Fragen zum Besten entscheidet. Er ist deshalb auch kritisch gegenüber den von liberaler Marktwirtschaft gesättigten internationalen oder supranationalen Projekten, ist also globalisierungskritisch und euroskeptisch. Er ist dagegen, dass alles, selbst die einzelne Person und ihre Wünsche, als verkäufliche Ware zu Markt getragen werden muss. Er misstraut der Privatwirtschaft und vertraut der staatlichen Ordnungsmacht. Er ist antikapitalistisch, tendenziell anti-amerikanisch und – im Hinblick auf die EU – antideutsch. Ob er für das Nationale empfänglicher ist als andere Wählergruppen, klammern wir aus. Die Fahnenschwingerei und der Rückgriff auf nationale Gefühligkeit feiern zurzeit tous azimuts fröhliche Urstände.
Prüfen wir nun anhand der TV-Präsidentschaftsdebatte, ob und wie Kandidatin zu einem solchen Retortenlinken spricht.