Das schwierige Verhältnis von struktureller Gewalt und Terrorismus – Bestandsaufnahme der Welt nach 9/11
Ein kleiner Band widmet sich der Beantwortung der großen Fragen des Terrors. Dass der (Angst-)Begriff “Terror” im Titel ohne eine weitere Attribution verwendet wird, ist signifikant, denn es geht den Autoren um die Zusammenhänge von “Staatstyrannei”, dem Terror der “strukturellen Gewalt” und dem (islamistischen) Terror. Die Beiträge beleuchten, womit der Terror zusammenhängt und wohin die Bekämpfung des Terrors die Weltgesellschaft geführt hat; sie lassen sich so auch als prägnante Bestandsaufnahme lesen.
Rolf Gössner trägt Elemente dieses Umbaus zusammen, die sonst selten in dieser Klarheit kontextualisiert werden. Dabei geht er unter anderem auf verfassungswidrige Antiterrorgesetze, Einsätze des Militärs im Inneren und die Rolle der Geheimdienste ein. Durch die Zusammenschau unterschiedlicher Aspekte wird die These plausibel und eindrücklich. Im Ganzen ergibt sich ein konkretes Bild des von antimuslimischem Rassismus begleiteten permanenten Ausnahmezustandes, der letztendlich eine Bedrohung für die Verfassung eines freiheitlich demokratischen Staates darstellt. Die sicherheitspolitischen Reaktionen auf den Terror führen auch in Deutschland zu einer innen- wie außenpolitischen Aufrüstung; sie verharren in der Bekämpfung von Symptomen, tragen aber nicht dazu bei, Terrorursachen zu bekämpfen. Deshalb, so sein vorausgestelltes Fazit, ist trotz einer realen Bedrohungslage grundsätzliche Kritik an Geheimdiensten, Sicherheitspolitik und an der herrschenden Art und Weise des Antiterrorkampfs angebracht und notwendig.