Warum Marko Kovic von den Skeptikern Schweiz (und andere) Unrecht haben
Im Fernsehbeitrag des SRF zu Daniele Ganser kritisiert Marko Kovic, Präsident der Skeptiker Schweiz, Daniele Ganser mit folgenden Worten:
Wenn man glaubt, dass die offizielle Geschichte nicht wahr ist, dann muss man dort genau hinschauen und überlegen: Wie hat man das bewerkstelligt? Man müsste konkret sagen, wer hat genau die Sprengung vorgenommen? Wieviele Leute waren beteiligt? Das müssen hunderte oder tausende Leute gewesen sein. Wieso hat bis heute niemand etwas gesagt? Warum hat man überhaupt die Sprenung vorgenommen? Also all die Fragen, die aufkommen, wenn man die alternative Theorie vertritt, die muss man dann wirklich auch beantworten.
Nein, Marko, muss man nicht. Denn das, was Du hier machst, nennt man in der Juristerei “Beweislastumkehr”. Und eine solche lässt sich bei Kritik an der offiziellen Verschwörungstheorie von 9/11, also der angeblichen Verschwörung der 19 zumeist saudi-arabischen Attentäter, vorgetragen von den Verschwörungstheoretikern der Bush-Regierung, nicht erfolgreich argumentieren.
Wer eine Theorie vorträgt, muss sie belegen, und nicht etwa derjenige, der auf Ungereimtheiten und Widersprüche in der Theorie hinweist. Vorgetragen wurde die Verschwörungstheorie von Mohammed Atta und den 19 Teppichmessern von der 9/11 Commission. Dieselbe hat ihren Bericht hier veröffentlicht. Und dieser Bericht hält entweder einer kritischen Bewertung stand, oder er hält einfach nicht stand. Hält er nicht stand – und das ist der Fall –, so ist es nicht gelungen, eine schlüssige Erklärung für die Ereignisse des 11.9.2001 in New York und Washington zu erarbeiten. Die Verschwörungstheorie der Bush-Regierung ist dann erst einmal abzulehnen – sie ist nicht nur unplausibel, sondern auch völlig unbelegt.
Das entspricht übrigens genau dem Falsifizierbarkeitsprinzip des kritischen Rationalismus'. Hier geht es um wissenschaftliche Theorie. Und genau das wird für alle wissenschaftliche Theorie gefordert: sie darf nicht mit grossen Lücken versehen oder widersprüchlich sein. Sie muss mit der Empirie übereinstimmen. Tut sie das nicht, ist sie völlig lückenhaft, gar widersprüchlich oder faktenwidrig, so ist eine solche Theorie abzulehnen. Und genau so ist es auch mit der offiziellen Verschwörungstheorie der Bush-Regierung.
Wer eine Theorie aus solchen Gründen ablehnt, hat keinerlei Pflicht, eine bessere aufzustellen. Und eine nachweislich grob lückenhafte, widersprüchliche und faktenwidrige Theorie gilt auch nicht solange als brauchbar, bis ein Kritiker selbst eine bessere vorlegt. Sondern eine solche Theorie gilt schlicht als unbrauchbar.
Historisch scheint sich Marko auch nicht mit dem Zustandekommen des 9/11 Commission Reports beschäftigt zu haben, oder doch zumindest jene Vorfälle nicht in Betracht zu ziehen. Sonst wüsste er, dass die 9/11 Commission nur auf Druck der Angehörigen der Opfer überhaupt zustande kam. Er wüsste davon, dass zunächst mit Henry Kissinger der Bock zum Gärtner gemacht werden sollte. Und er wüsste davon, dass ein Mitglied der 9/11 Commission, Max Cleland, dieselbe unter Protest verlassen hat, das Weisse Haus spiele hier eine “Cover-up”. Der Bericht, den sie vorgelegt hat, ist aus allen genannten Gründen unbrauchbar. Er stützt sich wesentlich auf Aussagen, die unter Folter gewonnen wurden, und basiert damit bereits auf unzulässigen Methoden und unzuverlässigen Quellen. Er ist mit dem Fehlen des Zusammensturzes von WTC 7 derart grob lückenhaft, dass er vollständig abzulehnen ist.
Der 9/11 Commission Report ist jedoch genau der Bericht, mit dem die offizielle Verschwörungstheorie von Mohammed Atta und den 19 Teppichmessern belegt werden soll. Da diese nun nicht standhält, muss sie verworfen werden – auch wenn man zunächst keine bessere hat.
Da die unabhängige Untersuchung der 9/11 Commission nicht zu einer guten Erklärung der Ereignisse am 11.9.2001 geführt hat, ist die Forderung nach einer erneuten Untersuchung nur konsequent.