Überwachung und postmoderne Selbstverhältnisse. Was eine Volksabstimmung blosslegen kann.
Das massive Ja zum NDG in der Westschweiz ist sicher ein Hinweis darauf, dass dort, wo französische Medien einen starken Einfluss haben, die – verständliche – Angst vor Terrorismus in Frankreich auch zur durchaus weniger verständlichen Schlussfolgerung führte, dass der Staat nun ‚aufrüsten‘ müsse, um ‚technologisch‘ gegenüber ‚den Terroristen‘ gewappnet zu sein. Diese Argumente haben selbstverständlich auch in der Deutschschweiz zum Kern der befürwortenden Propaganda von bürgerlichen Parteien und z.B. auch der NZZ gehört. Der wiederholte Hinweis, dass etwa die Attentäter von Paris den Überwachungsbehörden lange bekannt waren und dass, wie empirisch mehrfach gezeigt wurde, das flächendeckende Absaugen von Telefon- und Internet-Daten noch nie wirksam gegen Terroranschläge geholfen hat (wenn schon, hilft nur konventionelle Geheimdienst- und Polizeiarbeit), konnten gegen diese Ängste wenig ausrichten. Auch der Hinweis auf die NSA und die Snowden-Enthüllungen blieben weitgehend unbeachtet. Falls also terroristische Gruppen das Ziel haben sollten, unsere Gesellschaften zu paranoiden autoritären Reflexen zu verleiten (was allerdings etwas gar viel des strategischen Denkens wäre, das man ihnen damit zubilligt), sind sie in der Schweiz diesem Ziel jetzt schon recht nahegekommen.
Die Analyse gibt's hier.
terror, -is (lat.) Angst