Ein Stinkstiefel namens Gauck
Jetzt also der. Jetzt bekommen die deutschen Medien den, den sie vor anderthalb Jahren in seltener Einmütigkeit unbedingt haben wollten: "Der bessere Präsident" titelte damals der Spiegel, "Yes we Gauck", ergänzte extrem kreativ die Bild am Sonntag, und auch in der taz fragten die meisten Kollegen nicht, welcher Teufel die Grünen und mehr noch die SPD geritten hatte, diesen eitlen Zonenpfaffen aufzustellen, sondern pikierten sich darüber, dass die Linkspartei Joachim Gauck die Gefolgschaft verweigerte.
Einer erklärte den Genossen, warum es "klug und souverän" sei, Gauck zu wählen, ein anderer meinte gar, die Linke "sollte diesen Mann verehren". (Nee, das waren nicht die, die noch vor ein paar Wochen Christian Wulff als "einen von uns" herzten, ehe sie ihn als "raffgierigen Gescheiterten" verabschiedeten; das waren andere.)
Mag Gauck seither durch seine Wortmeldungen zu Thilo Sarrazin (fand er gut) und zur Occupy-Bewegung (fand er doof) in dieser Zeitung und ihrem Milieu einiges an Sympathien verloren haben, der "Präsident der Herzen" (Bild, Spiegel, Solinger Tageblatt) ist er geblieben. Fragt sich bloß: Warum eigentlich?
Die Frage stellt Deniz Yücel in der TAZ.