stern.de: Anatomie einer Attrappe
Auf den ersten Blick ist es leicht, stern.de mit dem hochwertigen journalistischen Angebot zu verwechseln, als das es sich ausgibt. Auf der Startseite verbinden Fotos aktuelle Themen zu großen Blöcken; im Inneren sprudeln rund um die Uhr die Nachrichten.
367 Artikel hat stern.de gestern veröffentlicht. Knapp 300 davon sind Agenturmeldungen, die vollautomatisch in den „Nachrichtenticker” von stern.de einfließen. Es verbleiben 76 Artikel.
Davon sind:
- 33 Text-Meldungen von Nachrichtenagenturen
- 23 Videos der Nachrichtenagentur Reuters
- 4 Promotion-Artikel für „Stern-TV”
- 3 Übernahmen aus anderen Medien (RTL, „Finanztest”, FTD)
- 5 Bilder-Galerien
Es verbleiben:
- 8 Eigenberichte
Davon müsste man jetzt, streng genommen, noch den Artikel über die neuen Gepäckregeln bei der Lufthansa abziehen, der vor allem aus der — teils wörtlichen — Übernahme einer Lufthansa-Pressemitteilung besteht.
Die eigene journalistische Leistung von stern.de bestand gestern also im Wesentlichen aus einem Videointerview mit den Söhnen Mannheims, einem Stück über die Bundeswehrreform und einem Artikel über Kritik an Vogelruf-Apps.
Den Artikel über den sogenannten “Qualitätsjournalismus” gibts bei Stefan Niggemeier.
Zeitung? Das war doch der Printout der Agenturmeldungen von gestern. Zeitungs-Portal sind dann wohl die Agentur-Meldungen von heute, aufgehübscht.