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Das Streitgespräch zur Bildungsinitiative

Bildungsinitiative

Mich überzeugen beide Argumentationen nicht. Es wird mir hier viel zu viel über “Investitionen” und “Profit” gesprochen. Tatsächlich ist Bildung für alle jedoch eine Notwendigkeit – und zwar für eine freie Gesellschaft und für die Demokratie. Hernani deutet das kurz an, dann lässt er sich jedoch wieder auf die Argumentationsebene der “Investition” ziehen. Schade. Denn darum geht es überhaupt: will man mündige Bürger, so muss man dafür sorgen, dass alle gebildet sind. Sonst bekommt man Untertanen. (Und Stipendien bekommt man sicher leichter mit “Connections” als ohne – was sie durchaus ad absurdum führt, will man ausgerechnet damit Begabte ohne Geld fördern.)

Ausbildung ist nicht Bildung. Es ist fast das Gegenteil davon. Das mag für einige überraschend sein (Silberschmidt scheint nie davon gehört zu haben). Unter Bildung versteht man das Herausführen eines Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit (Kant). Und darüber wird leider überhaupt nicht verhandelt in diesem Streitgespräch. Das Bologna-System “schützt” auch nicht vor “Missbrauch” des Bildungssystems. Sondern es verhindert effektiv, dass überhaupt Bildung vermittelt wird. Statt zum eigenständigen Denken angeregt zu werden, wird den Studierenden nun “Wissen vermittelt”, das sie “im Berufsleben brauchen”, und sie werden schliesslich auf bestimmte Tätigkeiten abgerichtet.

Die neoliberalen Ideologen, die nur an den “Marktwert” denken, verkennen völlig, was das schon mittelfristig für die Qualität der Forschung heissen wird – geschweige denn für eine Gesellschaft von Arbeitsdrohnen: das Bologna-System zieht eine Schneise der Verwüstung auch durch die Schweizer Bildungslandschaft. Unter diesen Auspizien kann eine solche Diskussion vermutlich auch nicht gelingen; gelungen ist jedoch Silberschmidt das Framing, ausgerechnet Bildung nur unter den neoliberalen Profit-Dogmen betrachten zu wollen.

Ich hoffe sehr, dass Hernani mit der Bildungsinitiative Erfolg hat. Jedoch müssen die Bildungs-Aktivisten, die sich hier für den Humanismus einsetzen, sehr an ihrer Argumentation arbeiten. Gelingt es den Neoliberalen weiterhin, ihr Profitdenken als Massstab zu etablieren, so werden die düsteren Vorhersagen Hernanis, das könnte so übel wie im Kanton St. Gallen werden, vermutlich nicht lange unerfüllt bleiben. Denn selbstverständlich will man da hin – die Eliten trennen sich von den Untertanen gerade in der Ausbildung. Man denke an den EMBA in St. Gallen.

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