Der WDR kommt aus der Kritik nicht mehr heraus: noch eine Programmbeschwerde eingelegt
Über den Einfluss der Machtnetzwerke auf die Berichterstattung des WDRs hatte ich berichtet. Jetzt wurde mir eine weitere Programmbeschwerde zugespielt, nämlich die des Bundestagsabgewordneten Thomas Lutze. Und dessen Ausführungen haben es in sich:
Absolut befremdlich finde ich in diesem Zusammenhang die mir vorliegende und als „Motivationsschreiben“ bezeichnete Quadriga-Bewerbung von Herrn Stumpf.
Darin ist zu lesen, dass der WDR-Wirtschaftsredakteur gerne in einer Führungsposition für den BMW-Konzern arbeiten möchte. Dieser hält die Namensrechte an der Marke des Triebwerkherstellers Rolls-Royce, der zahlreiche Flugzeughersteller mit Motoren versorgt und möglicherweise so mittelbar mitverantwortlich ist für die gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Flugzeug-Crews und Passagieren. Zur Erinnerung: Letzteres ist das zentrale Thema der in der ARD ausgestrahlten Fernsehdokumentation!
Mit großer Besorgnis habe ich in diesem Zusammenhang die in der Stellungnahme von Herrn Cannon vorgenommenen Textanalysen gelesen.
Dass offenbar ausgerechnet Herr Dr. Roman Stumpf konkrete Firmennamen wie z.B. den von Rolls-Royce oder Airbus aus dem Manuskript gestrichen hat, macht es nicht gerade leicht, an Zufälle zu glauben.
Von einem verantwortlichen Journalisten hätte ich in einer solchen Situation erwartet, dass er den Auftrag aufgrund von Befangenheit an einen Kollegen abgibt. Dass Herr Dr. Stumpf jedoch nicht nur die Berichterstattung trotzdem selbst übernimmt (in einer nun wahrlich nicht gerade unumstrittenen Weise), sondern dass auch noch der WDR hier nicht sofort Massnahmen ergreift, wo doch der Intendant informiert wurde, ist skandalös.
Damit erweckt der WDR inzwischen den Eindruck, eine Manipulation der Berichterstattung sei etwa gar kein Fehlverhalten, sondern sogar vom Intendanten gewollt. Um diesem Eindruck entgegen zu treten, wäre es nun langsam höchste Zeit, dass Herr Buhrow endlich einschreitet, und dem Spuk ein Ende bereitet.
Doch es kommt noch dicker: statt endlich einzuräumen, dass hier ein faustdicker Interessenkonflikt besteht, versteckt sich der WDR hinter Formalia und will die Programmbeschwerde Lutzes nicht einmal prüfen. Lutze wehrt sich dagegen. Jedoch wird auch die Luft für Intendant Buhrow immer dünner. Hier hat weit mehr als nur die Kabinenluft ein “Gschmäckle”.
Zur Sache siehe auch diesen Bericht in Cicero.
publiziert Mon, 09 Feb 2015 17:24:40 -0500 #manipulation #medienkritik #ör