Sascha Welter: “Ich würde den Herrn Kammeno nicht als Spinner bezeichnen”
Mein Freund betabug aus Athen hat eine eigene Sicht auf die Vorgänge in Griechenland, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Ich würde den Herrn Kammeno nicht als Spinner bezeichnen, und auch nicht als Rechtspopulisten, wie das einige Medien machen (Hallo NZZ!). Das ist ein ehemaliger der Nea Dimokratia, der dort ausgestiegen ist. Der hat keinen Bock auf die Bestechungungsgeschichten mehr gehabt. Der ist halt konvervativ / patriotisch, und in dem Sinne politisch “rechts” (und daher nicht wirklich auf meiner Linie, wie Du Dir denken kannst). Aber den kann man durchaus ernst nehmen.
Zum Beispiel ist er durchaus berechenbar: Seit 3 Jahren ist bekannt, dass er bereit ist, mit SYRIZA zusammenzuarbeiten in einer Regierung. Als die Gelegenheit jetzt da war, gab es keinerlei Hin- und Her. Nachdem er die Zusammenarbeit bekannt gab, haben ihn die Journalisten gefragt, wie viele Ministerien er bekommt. Das hat ihn gar nicht interessiert. Der sieht sein Vaterland in Gefahr und daher ist er auch bereit in einer linken Regierung mitzuarbeiten. Das ist man einfach nicht gewohnt, daher “Spinner”.
Kammenos und ANEL sind auch wichtig, weil es so eine kleine Chance gibt, dass sich auch konservative Menschen in den kommenden Änderungen wiederfinden. Vielleicht gibt es auch eine Chance, dass vermehrt auf Konsens hingearbeitet wird (der Schweizer in mir schimmert durch). Vielleicht auch, dass Tsipras einige Fettnäpfchen vermeidet (wie z.B. “lasst uns die Kirche besteuern” - die Kirche ist zwar grausig, aber diese Forderung hat bis jetzt noch jede Regierung zum Fall gebracht). Zum Beispiel: Tsipras hat sich zivil vereidigen lassen, aber Kammenos ist als guter Ansprechpartner fuer die Popen da.
publiziert Fri, 30 Jan 2015 11:44:43 +0100 #griechenland #syriza