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Manchmal fragt man sich, ob die bei der Bild am Montag noch alle Latten am Zaun haben

Die EU eröffnet offiziell den Handelskrieg gegen Russland

In Brüssel macht man Ernst:

Die 28 EU-Regierungen haben die Wirtschaftssanktionen der Europäischen Union gegen Russland jetzt offiziell beschlossen.

Ein Handelskrieg (landläufig auch “Sanktionen” genannt, aber das hat die irreführende Nebenbedeutung, es ginge darum, dass eine Partei eine andere bestraft) ist immer ein zweischneidiges Schwert. Wenn man den Handel mit einem anderen Land einschränkt oder einstellt, so übt man Druck aus auf dieses Land. Umgekehrt übt man jedoch gleichzeitig Druck auf die eigene Wirtschaft aus. Denn in internationalen Beziehungen ist es oft so, dass jedes “Kundenland” (Exportland) gleichzeitig “Lieferantenland” (Importland) ist. Beschränkt man den Export, entzieht man dem anderen Land Resourcen. Aber man macht auch das eigene Geschäft kaputt. Geht man dazu über, von dem anderen Land nicht mehr zu kaufen, entzieht man sich selbst Resourcen.

Ausgedehnte Handelskriege wie der gegen Iran, bei dem eine grosse Koalition von Ländern sich weigert, den Iran mit vielen Gütern zu beliefern, treffen eigentlich letztlich immer die Zivilbevölkerung, und nie die Regierung. Das ist ein alter Hut, und hat nichts mit der unterschiedlichen Grösse von Ländern zu tun – man denke an das Beispiel Cuba, das von den USA (und dessen Mitstreitern) nun seit vielen Jahrzehnten blockiert wird. Wann kann ein Handelskrieg also überhaupt die gewünschte Wirkung entfalten?

Er kann es, wenn das andere Land von einer Resource völlig abhängig ist, die es de facto nur bei den Gegnern im Handelskrieg bekommen kann. Ein Beispiel hierfür ist Japan, das alles Erdöl importiert, und auch schon vor dem zweiten Weltkrieg importiert hat. Als die USA ihren Handelskrieg gegen Japan eröffneten, um auf Japan Druck auszuüben, das zuvor massiv militärisch in China und anderen Nachbarländern eingefallen war und expandiert hatte, war klar, dass Japan hier wiederum reagieren wird. Japan war damals völlig vom Erdölimport von Ländern abhängig, die allesamt unter der Kontrolle der USA und des englischen Empires standen.

Dass Japan hier militärisch reagieren würde, war abzusehen. Dass es dann die Pearl-Harbour-Nummer wird, war sicher wesentlich schwieriger zu erkennen.

Sind Handelskriege von dieser Art, sind sie eigentlich immer die Vorstufe zur militärischen Eskalation. Sie werden ja so eingesetzt, damit der Gegner möglichst unter Druck kommt, aber keine Chance hat, sich anderweitig zu wehren. Also führen sie direkt in den Krieg.

Was ist also das, was Russland so dringend von der EU braucht, und nirgends anders kriegen kann? Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Denn mir fällt ganz im Gegenteil eigentlich nur ein, was die EU ganz dringend von Russland braucht: das russische Gas nämlich. Einen Handelskrieg zu eröffnen, und selbst völlig abhängig vom Gegner? Können sie wirklich so blöd sein?

Eine andere, vielleicht bessere Erklärung ist, dass es der EU scheissegal ist, wie das ausgeht. Die USA wollen den Krieg, und die EU holt brav Stöckchen, damit der “böse Putin” den Krieg eröffenen kann, und man sich so eben gegen diesen “Agressor” wehren muss. Und schon ist er da, der von den USA gewünschte Krieg.

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