Wie kann man nur für Diplomatie eintreten, und dann im selben Text den russischen Präsidenten runtermachen?
Das frage ich mich beim Lesen dieses Artikels von Michael Paul.
Präsident Vladimir Putin mag seinen Ruf als ehrlicher Gesprächspartner ruiniert haben, unabhängig vom Vertrauensverlust bleibt er aber der einzige Akteur, der eine Eskalation verhindern kann. Ein Versagen der Diplomatie wäre es heute, wenn jenseits notwendiger Sanktionen nicht weiter versucht werden würde, auf Putin einzuwirken, bevor die sich in Russland ausbreitende nationalistische Rhetorik in eine neue Realität der militärischen Eskalation mündet.
Wir werden von Knalltüten regiert :-( Obama verantwortet die Drohnenmorde, die USA sind seit der Finanzkrise in höchst dubiose Vorgänge verstrickt; das geht bis zum “too big to jail”. Trotzdem: wenn ich versuche, mit den Amerikanern auszukommen, werde ich nicht dem US-Präsidenten diese Vorwürfe machen. Im Gegenteil, ich werde versuchen über Gemeinsamkeiten zu argumentieren, und die Lage zu beruhigen. Dabei gäbe es für einen Konflikt mit den USA nicht erst seit den Snowden-Enthüllungen wahrlich massig Grund.
Wie anders wird mit dem Präsidenten der russischen Förderation verfahren! Da soll “auf Putin” eingewirkt werden, die Schuld der militärischen Eskalation wird (vermutlich unter Selbsthypnose) alleine dem russischen Präsidenten zugeschoben. Putin habe “seinen Ruf als ehrlicher Gesprächspartner ruiniert” – wer hat denn vor der UN notorisch gelogen? Da kann ich mich im Wesentlichen an “Beweise für Massenvernichtungswaffen” erinnern.
Die vorgebliche Absicht, auf Diplomatie zu setzen, wird von der nur leicht verhüllten Kriegsrhetorik konterkarriert bei Paul. Passend dann auch die “Literaturempfehlung” unter dem Artikel: Im Osten viel Neues – Herausforderungen an die deutsche NATO-Politik. Die deutschen Eliten steuern frontal auf einen Krieg in Europa zu.
publiziert Wed, 30 Jul 2014 13:53:53 +0200 #deutschland #eu #krieg #russland