Stadtbilder
Vor einiger Zeit besuchte ich einen Freund in Köln. Er holte mich vom Hauptbahnhof ab. Es war der Nachmittag eines gewöhnlichen Wochentags. Bahnhofsplatz und Domplatz waren über und über bevölkert mit fast ausschliesslich arabisch aussehenden Männern. Mein Freund hatte Angst. Ich sagt ihm, selbstverständlich gehen wir über den Platz, Araber sind nicht aggressiv, wenn sie ihre freie Zeit auf dem zentralen Platz der Stadt verbringen. Ob eine junge Frau im Sommerkleid die Situation gleich entspannt gesehen hätte, steht auf einem anderen Blatt. Und warum so viele arabischstämmige Männer nichts zu tun haben an einem Wochentag, blieb unbeantwortet.
Ulm ist eine Stadt mit einer der höchsten Zahlen von obdachlosen Jugendlichen in Deutschland. Im gesamten Land fehlen inzwischen 700'000 Wohnungen. In Ulm hat der Milliardär Müller (der mit den Müller-Märkten) die Altbauten am Stadtrand mit den Sozialwohnungen aufgekauft, alle Sozialfälle auf die Strasse gesetzt und das Viertel gentrifiziert. Aber auch die Altstadt und das Fischerviertel sehen sehr ordentlich aus. Gewalt gegen Obdachlose gibt es eher in den Vorstädten. Wenn man von der hässlichen Dauerbaustelle des Bahnhofs absieht, erscheint alles ganz ruhig in der Innenstadt.
In der Kleinstadt Bad Waldsee fürchtet ein Friseur um seine Existenz. Er war als syrischer Flüchtling eingewandert, seine Familie lebt inzwischen bei ihm. Da er sehr schnell sehr gut Deutsch gelernt hat, sich eingefügt und ein kleines Geschäft aufgebaut hat, gilt er als Vorzeigefall für gute Integration. Jedoch gelten arabischstämmige Leute wie er inzwischen überwiegend als Gefahr. Es wird ständig über Messerangriffe und Klankriminalität berichtet. Er hat mit all dem nichts zu tun, aber er befürchtet nicht grundlos, dass er seine Existenz erneut verliert und Deutschland verlassen muss. Seine Familie und er haben Angst.