Kein „Retter aus dem Westen“
Kanzler Scholz kündigt in Ghana deutsche Unterstützung im Kampf gegen Jihadisten an, erzielt keine Erfolge bei der Suche nach Profitchancen für deutsche Unternehmen und beim Abwerben von Fachkräften.
Deutschland wird Ghana im Kampf gegen aus dem Sahel vordringende Jihadisten zur Seite stehen. Dies kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag in einem mit deutscher Unterstützung errichteten Militärtrainingszentrum in Ghanas Hauptstadt Accra an. Die EU hatte den ghanaischen Streitkräften wenige Tage zuvor mehr als 100 Militärfahrzeuge zum selben Zweck überlassen. Die Fahrzeuge wurden von der EU auf einem Schiff mit Fahrtziel Libyen beschlagnahmt und nun, als „Spende“ deklariert, an Ghana weitergereicht. Scholz war nach Accra gereist, um dort neue Chancen für die deutsche Wirtschaft aufzutun und Fachpersonal für den deutschen Arbeitsmarkt abzuwerben. Erfolge blieben aus. Die ghanaische Wirtschaft steckt in einer Krise und orientiert sich ohnehin in zunehmendem Maß nach China; Fortschritte hatte zuletzt lediglich Volkswagen erzielt: Der Konzern montiert in einem Werk in Accra bis zu 5.000 Fahrzeuge pro Jahr, allerdings nur aus vorgefertigten Teilen. Studierende aus Ghana sagten Scholz im Gespräch in Accra, sie zögen die Beteiligung am Aufbau ihres eigenen Landes einer Erwerbsarbeit in Deutschland vor; ohnehin bräuchten sie keinen „Retter aus dem Westen“.