Gegen die innere und äußere Ausgangssperre
Als mir ein Freund erzählte, dass er nach 22 Uhr auf einer Parkbank saß und dort sitzen blieb, als sich mehrere Polizeibeamte vor ihm aufbauten und für den Verstoß von Corona-Verordnungen ein Bußgeld von 200 Euro als Quittung bekam, packte mich erst große Wut und dann auch ganz viel Ohnmacht. Was soll der Wahnsinn? Hat das irgendeinen Sinn? Oder liegt zum Teil gerade in der Sinnlosigkeit die Macht der ständig wechselnden Verordnungen und Maßregelungen? Auf der Suche nach Erklärungen habe ich den Philosophen, Historiker, Soziologen und Psychologen Michel Foucault ausgegraben, der in den 1970er Jahren zu Disziplinarmächten und Disziplinargesellschaften geforscht und geschrieben hatte … und war erstaunt und erschrocken zugleich, wie aktuell sein „Werk“ ist. Für einen Freund, der auch für mich auf der Bank sitzen blieb.
In seinen Arbeiten findet man unter anderem die Erkenntnis, dass nicht die Anordnungen, die irgendwie Sinn machen, einen Menschen brechen, sondern die völlig sinnlosen, die man befolgen muss, wenn man nochmal im Leben „rauskommen“ will.
Zu einem gelungenen und erfolgreichen Gefängnissystem gehört auch, dass nicht die Wärter und Aufseher für die Befolgung von Anordnungen sorgen, sondern die Mithäftlinge, die auf den Abweichler gewaltig Druck ausüben, weil sie ansonsten mit bestraft werden.