“Die Wirtschaft”
Nun, neulich kam eine Grafik des IFO-Insituts heraus, in der die am stärksten betroffenden Branchen der Corona-Krise aufgelistet wurden. Ganz vorne: Tourismus und Gastronomie. Ich arbeite in der Veranstaltungswirtschaft. Diese hat (laut FAMAB Studie) einen Kernumsatz von 130 Mrd EUR und ist bei Umsatzeinbrüchen von ca. 90%. Taucht beim IFO Institut nicht auf. Zum Vergleich, Gastro hat 61 Mrd. Der größte Balken fehlt also. Warum ist das so? Ein Email-Verkehr mit Hern Wohlrabe vom IFO Institut klärte mich auf, dass es für diese Branche kein “Aggregat” zur Erfassung gäbe, man klammert sich an die Qualifikation der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes (Ausgabe 2008). Dasselbe hätte man schon für die “Digitalbranche” erlebt, deren “Aggregat” man dann in den letzten Jahren Zug um Zug erfasst hätte. Auf Deutsch: Die wissen nicht, woraus die Wirtschaft besteht. Wenn also die Politik und auch der Verfasser des Artikels sich auf dermaßen dürftig erfasste Daten berufen, kommt eben auch nur gequirlte Sch... raus. Als Steuerzahler sind diese Berufstätigen (viele Selbständige) durchaus erfasst und auch gerne gesehen. Das Erwachen kommt vermutlich erst dann, wenn die Statistik und das Finanzministerium Steuerausfälle in dreistelliger Milliardenhöhe sehen, aber nicht wissen, wer nicht mehr zahlt. “Die Wirtschaft” besteht eben nicht aus den DAX-Konzernen, sondern auch aus der Kneipe um die Ecke, dem Messebauer, dem Veranstaltungstechniker, auch aus der Garderobe im Theater, dem Campingplatzbetreiber, ich hatte gerade ein Gespräch mit einem Kältemitteltechniker, dem der Umsatz mit den Brauereien fehlt, alls das nun geschlossen bleibt. Es hängt eben alles mit allem zusammen. Und bei den Geschlossenen (direkt oder indirekt) reden wir vermutlich von 5+ Millionen Beschäftigten oder mehr. Der pseudolinke Autor im Home-Office weiß wohl nicht, wo wirklich gearbeitet wird.
(Quelle: Kommentator “tonzwerg” auf heise.de)