Finger am Abzug
Im Kreis der Utopisten Machen sich Dystopien breit, In den Läden, die geöffnet haben, Werden Sonderschichten geschoben, Die Hotels, blank geputzt und komfortabel, Wirken wie leere Museen aus einer anderen Zeit, In vollgestopften Wohnungen, Changieren Hysterie und Apathie, Die neuen Branchen, Florieren, als gäbe es kein Morgen mehr, Die Schlachtschiffe der Wirtschaft Dümpeln ihrem Ende entgegen, Gipfel, egal zu welchem Thema, Haben Hochkonjunktur, Wirte sitzen in ihren menschenleeren Etablissements Und denken über ein sauberes Ende nach, Die Gewalt hat Einkehr gefunden, Hinter verschlossenen Türen, Junge Menschen stehen vor dem Ausbruch, Alte üben sich in Disziplin, Zwietracht und Misstrauen finden ungeahnten Zuspruch, Nationen konkurrieren Und haben die Kooperation aus den Augen verloren, Der Hass übermannt in allen Bereichen Mehr und mehr die Furcht, In der Kultur herrscht Totenstille, Die Selbstmordrate steigt, Da, wo gefeiert wird, Erscheint die Polizei, Die Apparate haben neue Macht, Der Widerspruch mutiert zur Scharlatanerie, Wer nicht mehr weiter weiß, Dem wird gesagt, er sei zu dumm, Wer Wege zeigen will, der ist ein Rattenfänger, Die einen glauben, als letztem Halm, Die anderen zweifeln, und bleiben stumm, Feindbilder gelten als zuverlässig, Freunde als unsicher, Werte werden reklamiert, Doch nicht gelebt, Institutionen werden verwechselt, Mit profanen Karrieren, Die Mündung ist offen, Weist in eine neue Zeit, Oder in ein jähes Ende, Die Finger sind am Abzug, Überall.
(Quelle: Gerhard Mersmann bei Neue Debatte)