Die Verbindungen der Milizen von Rio de Janeiro mit der Familie Bolsonaro
Im Rahmen der Operation „Die Unberührbaren“ (“Os Intocáveis”) nahm die brasilianische Staatsanwaltschaft zusammen mit der Zivilpolizei zwölf führende Mitglieder der Miliz aus Rio das Pedras, einer der am stärksten von Milizen kontrollierten Region Rio de Janeiros fest. Der ehemalige Hauptmann der Militärpolizei Adriano Magalhães da Nóbrega bleibt damit als einziger der dreizehn Angeklagten der Operation weiterhin untergetaucht. Nóbrega ist außerdem angeklagt, Anführer des Exekutionskommandos „Büro des Verbrechens“ (“Escritório do Crime”) zu sein, das den Mord an der linken Stadträtin und Menschenrechtsaktivistin Marielle Franco und ihrem Fahrer Anderson Gomes im März 2018 ausgeführt haben soll. Im November 2019 rückte der extrem rechte Präsident Jair Bolsonaro selbst in den Fokus der Ermittlungen im Fall Marielle. Auch zwischen seinem ältesten Sohn Flávio Bolsonaro, bis 2019 Abgeordneter in Rio de Janeiro, und dem Milizionär Nóbrega bestehen zahlreiche Verbindungen. Bis November 2018 beschäftigte er die Mutter und Frau von Nóbrega in seinem Büro. Die Familie Bolsonaro sympathisiert öffentlich mit den Milizen. Im Jahr 2008 forderte Jair Bolsonaro, damals noch Abgeordneter, die Legalisierung der Milizen, da diese für Sicherheit sorgen würden. In Rio de Janeiro leben zwei Millionen Menschen in Gebieten, die von Milizen kontrolliert werden. Bei der Präsidentschaftswahl 2018 wählten dort 75 Prozent den extrem rechten Präsidenten Jair Bolsonaro. Der Soziologe José Cláudio Souza Alves resümiert im Interview mit der Agência Publica daher treffend: „Die Miliz in Rio, das ist der Staat!”. Die deutsche Übersetzung des Interviews erschien in gekürzter Version erstmals in den Lateinamerika Nachrichten.