Fotostiftung in Winterthur – Salvatore Vitale: How to Secure a Country
Die Schweiz gilt gemeinhin als eines der sichersten Länder der Welt – und als ein Beispiel für Effizienz und Produktivität. Aber wie gewährleisten staatliche und private Einrichtungen dieses wertvolle Gut, das ebenso ein Grundbedürfnis wie ein Milliardengeschäft ist? Und wieviel Freiheit sind wir als Bürger bereit, für unsere Sicherheit preiszugeben? Salvatore Vitale (geb. 1986 in Palermo, lebt in Lugano und Zürich) untersucht in seinem mehrjährigen visuellen Forschungsprojekt die Mechanismen, die diesem Präventions- und Abwehrschild zugrunde liegen. Die vielfältigen daran beteiligten Akteure – Polizei, Militär, Zoll- und Migrationsbehörden, Wetterdienste, IT-Unternehmen und Forschungseinrichtungen für Robotics und Artificial Intelligence – unterzieht er dabei einer eingehenden Betrachtung. Die Ausstellung macht die mitunter verborgene und oftmals abstrakte Herstellung von Sicherheit auf sinnliche Weise erfahrbar, in einem Parcours, der Fotografien, aber auch Datenanalysen und eine sensorbasierte Installation einschliesst. Sie versteht sich als aktuellen künstlerischen Debattenbeitrag in einer Gesellschaft, die sich mit wachsenden Bedrohungen – real oder wahrgenommen – durch Terrorismus und Cyber-Kriminalität, Überwachung und Datenmissbrauch konfrontiert sieht. Die Fotostiftung Schweiz präsentiert die erste umfassende Ausstellung dieser Arbeit des Schweizer Künstlers italienischer Abstammung.
(Quelle: Homepage der Fotostiftung)
Trisch und ich haben die Ausstellung heute besucht. Sie ist eine echte Empfehlung: Salvatore gelingt es, Sicherheit als strukturelle Gewalt sichtbar und damit erfahrbar zu machen. Von der Animation der Satellitenüberwachung, bei der der Besucher in die Rolle des Überwachers schlüpft, bis hin zur Waffentechnik, mit der all diese Sicherheit letztendlich erzwungen wird, dokumentiert der Fotograf pointiert und jene Stimmung einfangend, die die Sicherheitsbehörden ausmacht: die Stimmung der Macht, das Unpersönliche der Technokratie, die ganz persönliche Wirkung auf uns alle.
Der Künstler selbst hat das Thema in langer Recherche durchdrungen. Er bekam Zugang in den Sicherheitsbehörden, wo sonst niemand ausser den Beamten und privatwirtschaftlichen Sicherheitskräften Zugang bekommt. Und er hat diesen Zugang genutzt, um seine Erfahrungen an sein Publikum zu übertragen. Seine Kunst ist nicht nur ansprechend, sie ist vor allem sprechend, eindrücklich, aufzeigend. Jedes Foto erzählt eine Geschichte.
Qualitätsurteil: unbedingt hingehen! Leider ist sie nicht mehr lange, sonder nur noch bis zum 26. Mai 2019 geöffnet. Falls Ihr Zeit habt, es lohnt sich!