“Mit Deutschland und deutschen Tugenden”
Ein ehemaliger Hoffnungsträger Deutschlands im Einflusskampf gegen Frankreich in Afrika steht an diesem Mittwoch in der Stichwahl um das Präsidentenamt in Madagaskar. Ex-Präsident Marc Ravalomanana, der im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten hat, galt einst als Parteigänger Berlins; die Bundesrepublik hatte ihn unterstützt, als er Ende 2001 zum ersten Mal zum Präsidenten gewählt wurde, und sich anschließend bemüht, ihren Einfluss in der madagassischen Politik und der Wirtschaft des Landes auszuweiten. Über Ravalomanana hieß es damals in der deutschen Presse, er wolle den Inselstaat “mit der Hilfe Deutschlands und deutscher Tugenden” modernisieren. Sein Gegenkandidat Andry Rajoelina, der im ersten Wahlgang etwas weniger Stimmen erhielt, hatte Ravalomanana im Jahr 2009 in einem von Paris unterstützten Putsch aus dem Amt und ins Exil gejagt. Anschließend führte er Madagaskar in die französische Hegemonialsphäre zurück. Beobachter stufen die Rolle Deutschlands in der Hauptstadt Antananarivo heute als diejenige “einer Macht unter vielen” ein.