Zur Erinnerung: der Fall Amri ist keine Ausnahme – Alle Geheimdienste lesen Zeitung
Deshalb nennt man sie auch Nachrichtendienste: eine ihrer Kernaufgaben liegt darin, jeden Tag die veröffentlichte Meinung zu erfassen und in einem Bericht zusammen zu fassen. Und dann das:
Geheimdienste lesen nicht mal Zeitung
Im Februar diesen Jahres gab der Drahtzieher der Pariser Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, [der IS-Hauszeitung Dabiq] ein Interview. Er lachte dabei in die Kamera, als habe er gerade das Goldene Schwert für den besten Dschihad-Newcomer gewonnen. Und sprach die folgenden Worte, die das ganze Überwachungsnarrativ zur Verhinderung von Terroranschlägen ad absurdum führen, abgedruckt in einem offiziellen IS-Organ […] Ja, der Planer der Anschläge von Paris hat Monate vorher öffentlich damit angegeben, wie leicht es ist, den Überwachungsapparat auszutricksen und vor Ort Anschläge zu planen. Er hat seinen Wohnsitz Belgien bestätigt und angedeutet, dass ein neuer Anschlag geplant ist. In einem für jeden zugänglichen Medium des IS.
Nach dem Interview konnte Herr Abaaoud seinen Anschlag ungehindert durchführen. Kein einziger der Geheimdienste hatte auf das Interview damit reagiert, die Staatsanwaltschaft in Brüssel zu informieren, damit die Herrn Abaaoud festnehmen kann und den nächsten Anschlag verhindern. Alle – und das wiederhole ich gerne für jeden, der es noch nicht verstanden hat – ausnahmslos alle Geheimdienste haben das Interview gelesen und in den internen Bericht aufgenommen. Und alle haben dicht gehalten, so dass der nächste Anschlag stattfinden hat können.
Alle.
Auch der Bundesnachrichtendienst in Deutschland. Ebenso der Nachrichtendienst des Bundes in der Schweiz. Der französische DCRI genauso wie der DGSE. Und selbstverständlich auch der belgische SGRS.
Von den US-amerikanischen und britischen Geheimdiensten noch ganz zu schweigen, die ohne jeden Zweifel jede Ausgabe der Hauszeitung des “Islamischen Staates” gewissenhaft durcharbeiten.