Der Zwang zur Arbeit. Verwertungslogiken in den umkämpften Regimen der Anwerbe-, Flucht- und EU-Migration
Die Idee der ‚Arbeitsmarktintegration‘ nimmt in Debatten um aktuelle Transformationen des Migrations- und Grenzregimes in Deutschland eine zentrale Rolle ein. Dabei drängt sich der Eindruck auf, dass Entscheidungen darüber, welche Anerkennung und welche Rechte Mi- grant_innen in Deutschland bekommen, zunehmend davon abhän- gen, ob sie wirtschaftlichen Nutzen versprechen.2 Diese Annahme hin- sichtlich der Neuregulierung des Verhältnisses zwischen Arbeit(szwang) und Aufenthaltsrechten wollen wir in Bezug auf die aktuellen Politik- felder der Flucht- und der EU-Migration diskutieren. Wir skizzieren, wie sich die Rolle von Verwertungslogiken in der Geschichte des bundesdeutschen Migrationsregimes seit 1955 immer wieder verscho- ben hat und wie sie sich heute in den beiden erwähnten Politikfeldern vor allem in Form des neoliberalen Aktivierungsparadigmas artikulie- ren. Wir zeigen jedoch auch, dass es zu kurz gedacht ist, Migrations- politiken allein aus kapitalistischem Profitstreben heraus zu erklären.