Der Blick des Kolonisierten
Die Erzählung der „Willkommenskultur“ weist klare Rollen zu; auf der einen Seite die hilfsbereiten Deutschen, auf der anderen die notleidenden Syrer. Es ist schon zu merken, Kontrolle und Macht sind ungleich verteilt, es verbirgt sich noch in der herzerweichendsten Szene eine klare Hierarchie zwischen Subjekt und Objekt. Die Rollenerwartung an das Objekt ist eindeutig: es hat dankbar zu sein, sich anzupassen und dem Gegenüber die moralische Erhöhung zu gewähren, nach der es strebt. Das Objekt, so ist es nun einmal die Eigenschaft von Objekten, hat keine Geschichte, es ist genuin gesichtslos und nichts als Projektionsfläche für die Wünsche des Subjekts.