Wer politisch Erfolg haben will, hat dazu zwei Möglichkeiten
Sie oder Er verbündet sich mit dem Geld, und hat damit Macht
Sie oder Er tritt als Volkstribun auf, und spricht das Volk direkt an
Das war bereits in der Antike so. Und es ist immer noch so. Und es wird solange so sein, bis die Aufklärung soweit verbreitet ist, dass die Leute keine Führer mehr wollen.
Von letzterem sind wir leider weit entfernt. Will die Linke also Macht haben, so bleibt ihr nur die Position als Volkstribun. Das ist in etwa, was Wagenknecht versucht – und wenn man ihre Unterstützung im Volk anschaut, nicht ohne Erfolg.
Leider verhindert ihre Partei, dass sie diese Zustimmung auch zu politischer Macht ummünzen kann. Denn die Position als Volkstribun ist exakt das, was Kipping und Rixinger bekämpfen.
Inhaltlich geht es um Folgendes:
Die Linke will immer, dass alle Menschen gleich sind. Sie ist immer international und möchte die Nationen überwinden. Alle Menschen sind Schwestern und Brüder – oder wie es in der Friedensbewegung gesagt wird: alle Menschen gehören zur Menschheitsfamilie.
Die Diskussion geht jedoch darüber, wie dieses Ziel anzustreben und letztlich zu erreichen ist. Wenn man jetzt die Nationen und Grenzen sofort abschafft, dann landet man keinesfalls in einer egalitären Gesellschaft. Im Gegenteil, die Nationen sind heute noch die einzigen Gegenspieler der Konzerne und der deren Eigentümer organisierenden Schattenbanken.
Wer heute die Grenzen einfach aufhebt, hilft nur dem Kapital, dem Grossen Geld. Das Volk leidet dann.
Deshalb schlägt Wagenknecht etwas anderes vor: nämlich, mit dem Instrument der Nationen erst einmal zu arbeiten, bis dieses Problem wesentlich abgemildert ist. Sie möchte die Konzerne erst wieder an die Kandare nehmen, die Superreichen zurückstufen und dann mit der Internationalisierung der Gesellschaften auch in dem Sinne fortfahren, dass Grenzen nach und nach aufgehoben werden. Erst sollen so gute Verhältnisse geschaffen werden, dass niemand fliehen muss oder auch nur will, und dann hebt man die Grenzen auf.
Zu Wagenknechts Forderungen gehören konsequenterweise das Beenden der Rohstoffkriege und das Aufgeben des Neokolonialismus – neben dem Besteuern der Superreichen und dem Einhegen von Banken und Konzernen, natürlich.
Frau Kipping, was ist daran so schwer zu verstehen?