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Sicherheit statt Staatstrojaner“Der politische Islam richtet sich gegen die Multikultur”

Der ARD-“Faktenfinder” verbreitet mal wieder Dumpfbacken­pro­pa­gan­da – diesmal hat er Sahra Wagenknecht im Visier

Die Behauptung, es würden Ärzte aus Syrien, dem Irak oder dem Niger nach Deutschland “geholt”, ist den vorliegenden Informationen zufolge schlicht falsch.

So, ist sie das? Werfen wir doch selbst mal einen Blick auf die Fakten:

Das deutsche Gesundheitssystem ist immer stärker auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Jeder zwölfte der hierzulande praktizierenden Ärzte (8,2 Prozent) hat keinen deutschen Pass, die Zahl hat sich seit 1991 fast vervierfacht. Und in der Pflege ist die Quote noch höher. Unter den Krankenschwestern hat mehr als jede siebte einen Migrationshintergrund (15 Prozent), bei den Altenpflegerinnen nahezu jede Vierte (23 Prozent).

Insgesamt arbeiten in Deutschland bereits mehr als 300.000 Mediziner und Pflegekräfte mit ausländischen Wurzeln. Dies ist einer aktuellen Studie der Prognos AG zu entnehmen, die vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben wurde. Rechnet man alle Gesundheitsberufe zusammen, sind es gut 630 000 Menschen.

Sieht wohl ganz so aus, dass massiv Ärzte importiert werden. Damit hat Wagenknecht im Wesentlichen recht. Wenden wir uns mal den Details zu; Wagenknecht wird zitiert mit:

Es gibt im Medizinstudium jedes Jahr 43.000 Bewerbungen, von denen wegen des Numerus Clausus allerdings nur 9000 einen Studienplatz bekommen.

Ein Blick ins Lexikon klärt auf:

Bei der SfH in Deutschland gingen für das Wintersemester 2010/2011 40.387 Bewerbungen für 8629 Studienplätze ein.

Das entspricht in etwa den Zahlen Wagenknechts, wenn man bedenkt, dass wir inzwischen 2017 haben. Man fängt üblicherweise im Wintersemester an zu studieren, weil man da mit dem Abitur fertig ist. Kurz: auch hier hat Wagenknecht recht. Was kritisiert der sogenannte “Faktenfinder” sonst noch? Wagenknecht wird weiter zitiert:

Um die Versorgungslücke zu schließen, holen wir uns dann Ärzte aus dem Irak, Syrien, dem Niger oder anderen armen Ländern – zynischer geht’s nicht.

Der “Faktenfinder” selbst räumt ein:

Wissing sagt im Gespräch mit dem ARD-faktenfinder, dass die Zunahme bei syrischen und irakischen Ärzten eher der Flüchtlingssituation geschuldet sein dürfte.

Dazu hat sich beispielsweise Andrea Seibel in der Welt wie folgt geäussert:

Es hat gebraucht, aber die Einwanderungsdebatte ist mittlerweile zu einer Exzellenzdebatte geworden: Keiner soll sich vor Neuankömmlingen fürchten, im Gegenteil, man sucht sie und wirbt mit hochkarätigen Mitteln um Fachkräfte aus dem Ausland oder will aus Frustration abgewanderte Deutsche zurückholen.

Sahra Wagenknecht hat hier also richtig die Argumentation ihrer politischen Gegner aufgegriffen und kritisiert. Von der ganzen Argumentation der vermeintlichen “Faktenfinder” bleibt also nur noch ein Wort übrig, was man an der Aussage Wagenknechts kritisieren kann:

Niger

Die Bundesärztekammer führt in ihrer Statistik:

Damit kommen 72,3 Prozent aller ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland aus Europa, 18,4 Prozent aus Asien, 5,7 Prozent aus Afrika und 2,9 Prozent aus Amerika.

Mehr als 5 Prozent Afrikaner also. Und aus welchen Ländern genau?

Ärzte aus Afrika

Hier hat Wagenknecht wohl wirklich einen Fehler gemacht – vermutlich hat sie Niger mit seinem südlichen Nachbarland Nigeria verwechselt. Das ist alles, was von der “Faktenfinder”-Argumentation nun übrig bleibt. Oder anders formuliert: Wagenknecht hat im Wesentlichen komplett recht, und die Propaganda des ARD-“Faktenfinders” hält mal wieder keiner näheren Betrachtung stand.