Spiritueller Kapitalismus
Wie Religionen und „Positives Denken“ soziale Ungleichheit rechtfertigen.
Im spirituellen Ökonomismus wird Religion als Handelsbeziehung zwischen dem Menschen und einer kosmischen Macht interpretiert. Wer im Soll ist, muss Ausgleich schaffen; moralisch wie pekuniär müssen wir für alles bezahlen. Spiritueller Kapitalismus ist die Eskalationsstufe dieses Prinzips. Der Alptraum einer untilgbaren Schuld wird entworfen – mit Gott als unersättlichem Gläubiger. Im neoliberalen Zeitalter wird noch kräftig draufgesattelt. Ein spiritueller Wachstumswahn spiegelt den ökonomischen. Aus dem Prinzip „Gott segnet die Reichen“ wurde: „Das Gesetz der Anziehung gibt jedem, was er verdient.“ Diese Ideologie ist auch politisch gefährlich, da sie auf Armen-Beschimpfung und Reichen-(Selbst-)Lob hinausläuft und so die gegebenen Besitzverhältnisse stabilisiert.