Beim Rohstoffkrieg in Syrien sind die Leute in Idlib nun die Gelackmeierten
Die westliche Kriegspropaganda lässt praktisch alles Relevante über den Krieg weg – man kann sagen, leider wie immer. Im syrischen Konflikt geht es zum einen um den Bau von Gaspipelines vom grössten Gasfeld der Welt, dem South-Pars-Gasfeld, durch Syrien hindurch hoch in den Nordwesten nach Europa. Zum anderen geht es um die Bodenschätze in Syrien, hauptsächlich um die Ölfelder im Norden auf Kurdengebiet, sowie die Ölfelder im Osten Syriens an der irakischen Grenze – und um die Raffinerien wie z.B. die in Raqqa.
Nachdem nun die Handelskooperation zwischen Israel und dem “Islamischen Staat” beendet ist, haben westliche Truppen Raqqa besetzt, und den “Islamischen Staat” vertrieben. Entsprechend hat der französische Aussenminister kürzlich seine Gebietsansprüche verlautbaren lassen, denn die französische Ölgesellschaft Total ist in Syrien investiert, und nachdem Frankreich sich der Koalition zum Sturz der syrischen Regierung angeschlossen hatte, ist nun zu erwarten, dass die syrische Regierung zukünftig eher mit Russland und Iran das Geschäft machen wird. So will sich Frankreich den Zugriff aufs Öl sichern – völkerrechtswidrig, versteht sich.
Der Regimechange-Plan der Koalition aus Saudiarabien, Katar und den NATO-Staaten lief schief. Die Al-Qaida-Hilfstruppen, die auf dem Boden zum einen als “moderate Rebellen der Opposition” erscheinen sollten, zum anderen dann die Drecksarbeit erledigen, haben ihre Aufgabe nicht erfüllen können. Sie mussten sich nach Idlib zurück ziehen, und haben jegliche Bewegungsfreiheit eingebüsst. Diese Truppen rekrutieren sich zu einem erheblichen Anteil aus Ausländern, aber es sind auch viele Syrer darunter, die mit der Assad-Regierung nicht einverstanden sind. Im Gegensatz zu westlichen Mediendarstellungen handelt es sich praktisch vollständig um Islamisten. Das sollte wenig überraschen, wenn man die Verhältnisse dort kennt: für die Leute ist das Bild des Revolutionärs das des islamistischen Kämpfers, so wie wir bei Revolution zuerst an Marseillaise und Guillotine denken, oder Leute in Süd- und Mittelamerika an Simón Bolívar.
Da sitzen die Islamisten nun in Idlib. Die syrische und die russische Armee haben sie dahin ziehen lassen, in ein Gebiet, dessen Bewohner die syrische Regierung sowieso ablehnen. Der Krieg hat seine Wunden hinterlassen, und es wird lange dauern, bis die vernarbt sind. Nördlich davon hat nun die türkische Armee das Gebiet besetzt, zum einen, weil die Türkei immer strategisch die Kurden klein hält, zum anderen geht es auch um das Öl in Kurdistan. Die mit der Türkei verbündeten Islamisten in Idlib bekommen so also noch stabilisierende Schützenhilfe.
Die Position wird allerdings kaum zu halten sein. Denn es steht in den Sternen, ob die NATO, wenn Syrien einen Angriff auf die Truppen in seinem eigenen Land macht, dann dem NATO-Partner Türkei zu Hilfe kommen würde. Es wäre schlecht zu verkaufen, den dritten Weltkrieg gegen das Syrien unterstützende Russland ausgerechnet auf besetztem syrischen Gebiet zu beginnen. Da müsste dann schon eine andere Kriegslüge her. Entsprechend wacklig ist die Position in Idlib. Dass die syrische Regierung die Besetzung ihres Staatsgebietes einfach so hinnehmen wird, steht nicht zu erwarten. Und zusammen mit Russland und Iran hat Syrien genügend militärische Kapazität, um die Stellungen dort unhaltbar zu machen.
Weshalb die USA nun auch das letzte Land ihrer berüchtigten Liste zur Destabilisierung des nahen Ostens ins Visier nehmen: Iran.