Historiker Jörg Baberowski erhält Beistand aus seiner Zunft – fragwürdigen Beistand
Die Solidaritätsnote für Baberowski trägt neben anderen die Namen von Historikern wie Thomas Großbölting (Universität Münster), Claudia Kemper (Hamburger Institut für Sozialforschung), Frank Hoffmann (Universität Bochum), Astrid Lorenz, Stefan Troebst (beide Universität Leipzig), Martin Sabrow (Universität Potsdam und HU Berlin) oder Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte München/Berlin). Gremien und Vorstand der Bundesstiftung Aufarbeitung haben sich der Erklärung ihres Fachbeirates Wissenschaft angeschlossen.
Den Bericht gibt's hier. Vorgeworfen wird dem Wissenschaftler:
Der Osteuropahistoriker Jörg Baberowski hat sich in jüngster Zeit in mehreren Artikeln und Interviews für eine drastische Einschränkung des Asylrechts ausgesprochen. Er bedient sich dabei Argumentationsmustern, wie man sie sonst nur aus rechtsextremen Kreisen kennt. Hatte der Professor an der Berliner Humboldt-Universität bisher vor allem durch seine Verteidigung des Hitler-Apologeten Ernst Nolte und die Verharmlosung des Vernichtungskriegs des Nazi-Regimes von sich reden gemacht, mischt er sich nun auch mit äußerst rechten Auffassungen in die tagespolitische Debatte ein.
Baberowski selbst äussert im Interview für einen Historiker erstaunliche Dummheiten – er hat Funktion und Wirkung von Ideologie nicht mal im Ansatz durchschaut:
Sie antworten auf die Frage, wie es dazu kommt, dass Gewalt ausgeübt wird mit dem Hinweis: Nicht Ideologie, nicht soziale Motive erklären sie, sondern die aktuelle Situation, in der sich der Täter befindet. Verkennt ein solcher Ansatz nicht das gewalttätige Potential von Ideen und Milieus?
Ich glaube, dass Ideen überhaupt keine Handlungspotenziale haben. Mit Ideen kann man Gewalt rechtfertigen, aber die Tat als solche wird ja nicht von den Vorstellungen, die man von der Welt hat, motiviert, sondern durch Aggressionen, durch Befehle, die jemand bekommen hat, durch die Tatsache, dass man Gewaltopfer ist und sich wehren muss. Das sind die Situationen, in denen Gewalt Bedeutung gewinnt. Ideologische Motive sind in diesem Zusammenhang belanglos.
Wer derart total versagt in seinem Fach wie Baberowski, steht schnell im Verdacht, ob diesem scheinbaren “Versagen” nicht vielmehr eine Rechtfertigungs-Absicht für entsprechende Gewalttaten zugrunde liegt. Wir reden hier schliesslich nicht über einen philosophischen Laien, der einem solchen Irrtum schon einmal unterliegen könnte, sondern wir sprechen über einen Professor für Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität – der zudem auch noch als “Gewaltforscher” gilt. Was also motiviert die Kollegen, einen Mann zu verteidigen, der solchen Unfug von sich gibt? Man müsste ihn zumindest sachlich zerlegen.
Für Philosophie-Laien ein einfaches Gegenbeispiel: Ideologie, die entmenschlicht, senkt die Gewalthemmschwelle so deutlich, dass sie praktisch immer zum Mord führt. Wenn man Mitmenschen nicht mehr als solche wahrnimmt, sondern als “Ungeziefer”, “Parasiten”, “Schweine” oder dergleichen), so hat man Rechtfertigung und Grund zum Morden bereits an der Hand.