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Der Sonderpreis für Dumpfbackenpropaganda geht an: “Tsipras verpetzt Schäuble bei Merkel”Es geht natürlich nicht kleiner: “Zukünftiger Bundespräsident Steinmeier: Sozialkundelehrer der Nation”

Das ist ein gelungener Spin: “Zum Glück gibt es das Establishment”

Hofberichterstattung und Verdrehungen in einem? Ist das überhaupt möglich? Dieser Propaganda-Artikel schafft beides in einem:

Anti-Intellektualismus, Elitenverachtung, der Kampf gegen seriöse Politiker sind groß in Mode. Die Rechtspopulisten haben das Wort Establishment zu ihrem zentralen Kampfbegriff gemacht. Sie laden den Begriff negativ auf, subsumieren darunter alle, die in der Demokratie seit Jahren politische Verantwortung tragen und anders denken als sie. Höchste Zeit also für ein antizyklisches Loblied auf das Establishment.

Die Wahl von Frank-Walter Steinmeier, des Mister Establishment schlechthin, zum neuen Bundespräsidenten bietet dazu einen guten Anlass. Zum Glück gibt es Leute wie Steinmeier. Zum Glück gibt es das Establishment. Zum Glück gibt es Politiker, die wissen, was unsere westliche Welt im Inneren zusammenhält – und im Auftrag der Wähler einigermaßen verlässlich so handeln, damit sie möglichst nicht auseinanderfliegt.

Grossartig, nicht wahr? An Merkels Hofe, dem Hofe der besten Bundeskanzlerin, die wir je hatten, gibt es nun den geschobensten Schlossherren, “Mister Establishment” persönlich. Na, wenn das nicht viel besser als jede Demokratie ist! Noch ein kleines Schrittchen, und alle sind von Gott eingesetzt, und jedes der Ämter wird erblich. Herzlichen Glückwunsch!

Murat Kurnaz