Warum Mali destabilisiert und Mauretanien stabilisiert wird
Aus dem Lexikon über Mali:
Obwohl der Goldreichtum Malis bereits im Altertum legendär war, ist der dortige Bergbau ein relativ junger Wirtschaftszweig. Die ersten Explorationen wurden in den 1980er Jahren durchgeführt, in den 1990er Jahren begann die stürmische Entwicklung der Goldgewinnung. Heute ist Mali der drittgrößte Goldproduzent Afrikas nach Südafrika und Ghana. Jährlich werden bis zu 50 Tonnen Gold gewonnen (10 % davon von zahlreichen nicht-industriellen Goldschürfern); die Reserven werden auf 800 Tonnen geschätzt. Neben Gold lagern weitere Rohstoffe im Boden, dazu gehören geschätzte 20 Millionen Tonnen Phosphate, 40 Millionen Tonnen Kalk, 53 Millionen Tonnen Steinsalz, 1,2 Milliarden Tonnen Bauxit, 2 Milliarden Tonnen Eisenerz, 10 Millionen Tonnen Mangan, 10 Milliarden Tonnen Ölschiefer, 60 Millionen Tonnen Marmor, 5000 Tonnen Uran und 1,7 Millionen Tonnen Blei und Zink. Aufgrund schlechter Infrastruktur und Energieversorgung sind diese Rohstoffe bislang zwar geologisch erfasst, aber nicht erschlossen.
Will man an all die schönen Rohstoffe kommen, ohne dass man dafür bezahlt, so braucht es Instabilität – und einen kleinen Diktator, der aus der lokalen Mafia stammt, und den man dafür bezahlt, dass er das Volk nieder hält. Dann kann man bequem mit eigenen “Sicherheitskräften” ins Land kommen, abbauen und abtransportieren.
So weit, so bekannt ist das schmutzige Spiel. Das Problem dabei: Mali liegt nicht an der Küste. Das Abtransportieren der Rohstoffe kann im grossen Stil aber nur per Schiff erfolgen. Und hier kommt das Land ins Spiel, dessen Häfen am nächsten sind: Mauretanien. Ein Land mit einer besonders sympathischen Regierung, wieder aus dem Lexikon:
Staatsform: Islamische Republik […] Die Zahl der Sklaven im Land wird auf die Größenordnung von Hunderttausenden geschätzt. Der Anteil von Sklaven an der Gesamtbevölkerung ist der höchste der Welt. […] Etwa 60 % der Bevölkerung sind trotz steigendem Grundschulbesuch Analphabeten. […] Der Anteil arbeitender Kinder unter den Zehn- bis Fünfzehnjährigen lag im Jahr 2000 wahrscheinlich über 20 %; Kindersklaverei ist verbreitet.
Dieses Land dagegen wird also stabilisiert. Aktiv ist unter anderem der Europarat. Er hilft dem mauretanischen Regime, Dissidenten zu finden, das Internet zu zensieren und die Überwachung zu vervollständigen:
On 9 March, the Government of Mauritania and the Council of Europe jointly organised a workshop to review the draft law on cybercrime of Mauritania in view of the requirements of the Budapest Convention.
The workshop was held under the Cybercrime@Octopus project. The Minister responsible for Information Technologies, Mr. Moctar Malal Dia, opened the meeting.
Und so ergibt alles plötzlich einen Sinn. Falls sich jemand wundert, wenn von dort Flüchtlinge herkommen, meine ich.